Mehr Defizite im Studium

Freitag, 05. Mai 2017
Foto: Fotolia.com/Jeannette Dietl, kasto

Die Zufriedenheit der Firmen mit Hochschulabsolventen nimmt ab, die Liste der Defizite im Job wird länger. Viele Unternehmen reagieren darauf inzwischen mit gezielten Maßnahmen, wie Personalleiter berichten.

In den vergangenen zehn Jahren ist der Unmut von deutschen Unternehmen über ihre frisch eingestellten Hochschulabsolventen deutlich größer geworden. Laut der aktuellen Personalleiter-Befragung des Münchener Ifo-Instituts gemeinsam mit dem Personaldienstleister Randstad ist die Zufriedenheit mit der Ausbildung bei 32 Prozent der Befragten gesunken, nur bei zwei Prozent ist sie gestiegen. Bei der Einstellung von Master-Absolventen fi el der Anteil der unzufriedenen Firmen mit 42 Prozent besonders hoch aus. Bei Absolventen mit traditionellen Abschlüssen sahen indes „nur“ 26 Prozent eine Verschlechterung der Ausbildung. Zu den Betroffenen gehört auch der Handel, bei dem jedes zweite Unternehmen (51 %) Hochschulabsolventen beschäftigt. Damit steht der Handel unter allen Branchen an dritter Stelle nach dem Dienstleistungsbereich (62 %) und verarbeitenden Gewerbe (72 %). 

Bei der Umfrage ging es konkret um die Uni-Absolventen, die die Unternehmen eingestellt haben und damit auch kennen. Auffällig dabei: Bei den neuen Bachelor- und Master-Studenten ist die Zufriedenheit stärker gesunken als bei anderen Abschlüssen wie Diplom oder Staatsexamen. Von den Unternehmen, die am häufigsten Bachelor- beziehungsweise Master-Absolventen eingestellt haben, sahen 36 beziehungsweise 42 Prozent gestiegene Defizite bei der Ausbildung.
 
Viel Theorie, wenig Praxis
 
Die größten Defizite sehen die Personalleiter bei der Selbstständigkeit, der Problemlösungskompetenz, dem Abstraktionsvermögen sowie der Allgemeinbildung. Zudem schätzen sie die Ausbildung an Universitäten als zu verschult ein. Insgesamt rund 22 Prozent der Personalleiter, die Hochschulabsolventen einstellen, passen inzwischen ihre ausgeschriebenen Stellen proaktiv an die aus ihrer Sicht gesunkenen Qualifikationen an. Im Handel verfahren 14 Prozent der Unternehmen nach dieser Praxis. Am häufigsten werden die Stellen über die Stellenprofile (67 %) und die Einstiegsgehälter (48 %) angepasst. Aber auch die Verantwortung (28 %) und Einstiegsprogramme (24 %) werden geändert. „Die Studienergebnisse zeigen, dass es eine große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit gibt. Man kann nicht auf der einen Seite die Studienzeit verkürzen, aber gleichzeitig Praxiserfahrung voraussetzen“, sagt Andreas Bolder, Director Group Human Resources bei Randstad Deutschland. Universitäten und Unternehmen müssten gemeinsam daran arbeiten, „Brücken zwischen Theorie und Praxis zu schlagen“. Randstad selbst habe sehr gute Erfahrungen mit dem Dualen Studium gemacht, das sich in theoretische und praktische Phasen gliedert. Bolder zu diesem auch von vielen Handelsunternehmen angebotenen Modell: „Ausbildung und erste Erfahrungen im Job gehen hier Hand in Hand.“
 
 

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Info

Die in Zusammenarbeit von Randstad und dem Ifo-Institut entwickelte Randstad-Ifo-Personalleiter-Befragung zeigt die langfristige Bedeutung und Funktion von Flexibilisierung im Personaleinsatz. Dazu werden vierteljährlich mehr als 1.000 Personalleiter befragt. Im Rahmen der Sonderfrage werden zusätzlich aktuelle Personalthemen aufgegriffen.