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Die Akteure im Tabakwarenmarkt sind traditionell von robuster Natur. Auch jetzt ignorieren Raucher die neuen Schockbilder, und die Industrie setzt unverdrossen auf Innovationen.
Zwar hatten die Hersteller und während der Umstellungsphase auch der Handel mit den gesetzlich verordneten Schockbildern auf den Packungen alle Hände voll zu tun, aber die Nachfrage erlebte keinen Einbruch, der über den langjährigen kontinuierlichen Rückgang hinausging. Konsumenten, die sich trotz einer Preissteigerung von 42 Prozent in den letzten vier Jahren nicht von ihrem Genussmittel verabschiedet haben, quittieren auch die plakativen Warnhinweise auf den Packungen überwiegend mit Missachtung – oder Spott auf die Brüsseler Regulierungswut.
Über den gesamten Zeitraum der letzten Tabaksteuerreform, die seit Mai 2011 in fünf Schritten umgesetzt wurde, sind die Preise für Tabak um 42,4 Prozent gestiegen. Zigaretten verteuerten sich in diesem Zeitraum um 20,8 Prozent. Am günstigsten kamen die sogenannten „Genussraucher“ weg: Zigarren und Zigarillos wurden lediglich 13,2 Prozent teurer. Entsprechend hat sich die Nachfrage verlagert: Während der Absatz von Fabrikzigaretten, insbesondere in den höheren Preislagen, zurückging, lagen preiswerte Alternativen in den Segmenten Feinschnitt (Roll your own und Make your own) und Zigarillo im Aufwind. Davon profitiert der Handel auch mit dem zusätzlichen Verkauf von spannenstarken Zusatzartikeln für Feinschnittprodukte.
Stark im Kommen: Die Pfeife
Auch die Pfeife erlebt gerade eine gesteigerte Nachfrage, sogar bei jüngeren Kunden. Dies war auch ein großes Thema auf der internationalen Fachmesse InterTabac, die im September in Dortmund stattfand. „Öffentliche Rauchverbote legen den Rauchgenuss in den eigenen vier Wänden nahe“, analysierte die Messeleitung diesen Trend. „Zuhause will man sich etwas gönnen, wozu auch Pfeife und Pfeifentabak gehören.“ Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigen dies: Der Absatz von Pfeifentabak stieg im dritten Quartal 2016 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 50,2 Prozent.
Die InterTabac lieferte dem Handel weitere Indizien, welche Produktgruppen in nächster Zeit im Fokus stehen könnten. So stießen neben den Innovationen im Zigarettenmarkt vor allem Zigarren, Zigarillos, Raucherbedarfsartikel, E-Zigaretten, Feinschnitt und Zigarettenpapier bei den Fachbesuchern auf besonders großes Interesse. Das ergab die Besucherbefragung durch ein unabhängiges Messe-Marktforschungsinstitut. Auch bei den Zigaretten wird es spätestens 2017 wieder eine Neuheiten-Offensive geben, wie ein namhafter Anbieter ankündigte. In den vergangenen Monaten sei das Innovationstempo wegen der Produktionsumstellung auf die neuen Packungen mit Warnbildern gedrosselt worden.
E-Zigarette mit Potenzial
Als ein Segment mit Zukunftspotenzial gilt die E-Zigarette. „Die Branche wächst“, sagt Philip Drögemüller, Pressesprecher des Verbandes des eZigarettenhandels. „Wir begrüßen den Eintritt von traditionellen Tabakunternehmen in den E-Zigaretten-Markt. Das wird die Branche insgesamt voranbringen."
Sogar die Rauchverbote in der Gastronomie führen zu neuen Wachstumssegmenten, denn damit wurde ein Trend zum „schnell Rauchen“, etwa draußen vor der Tür, etabliert. Davon profitieren nicht nur Zigarillos, sondern auch kleinere Zigarrenformate wie zum Beispiel Robustos und Short-Robustos. Gleichzeitig bleiben aber auch die großen Formate weiterhin gefragt. Bezüglich der Herkunftsländer sei die Beliebtheit von Nicaragua-Zigarren deutlich gestiegen, hieß es auf der Intertabac.
Dass das Genussmittel Tabak unverändert eine Faszination quer durch alle gesellschaftlichen Kreise ausübt, zeigte ein ganz besonderes Exponat der InterTabac 2016, nämlich der teuerste Humidor der Welt. Das fast 200.000 Euro teure Stück mit Edelhölzern und Blattgold wurde von der Pariser Luxusmanufaktur Elie Bleu gefertigt. Der Besitzer kann Temperatur und Luftfeuchte im Humidor sogar per App auf seinem Smartphone kontrollieren.