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Schönheitspflegemittel trotzen jeder Krise – das hat sich in der jüngsten Vergangenheit oft bewahrheitet. Die neuesten Trends und Produkte aus der Beauty-Welt.
Mit einem Werbeslogan trifft die Kosmetikfirma Revlon im Krisenjahr 2001 den Nagel auf den Kopf: „On a bad day, there is always lipstick“, verkündete das Unternehmen in seinem TV-Spot. Mit Recht. „Ende der zwanziger Jahre, während der Rezession 1990 und nach den Anschlägen des 11. Septembers wurden ungewöhnlich starke Anstiege bei Verkäufen von Lippenstiften beobachtet“, sagt Rainer Anskinewitsch, Geschäftsführer im Hause IRi.
Denn: Besonders in Krisenzeiten gönnen sich Verbraucher gerne mal einen „kleinen Luxus“ für zwischendurch. Vor dem Hintergrund der derzeit eher schwierigen wirtschaftlichen Lage in Europa durchaus ein Lichtblick. „Der Preis ist beim Kauf von Beautyprodukten nach wie vor das wichtigste Kriterium“, stellt Anskinewitsch klar. Aber: An zweiter Stelle folgt bereits die Marke. „Verbraucher sind durchaus bereit, für Marken, denen sie vertrauen, mehr Geld auszugeben“, sagt der Experte. Eine Entwicklung, die sich auch anhand der Umsatzzahlen des Jahres 2013 nachweisen lässt: Im vergangenen Jahr haben die Verbraucher laut Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) 12,9 Milliarden Euro für Schönheitspflegemittel ausgeben. Das entspricht einem Umsatzplus von 0,6 Prozent. Die Haarpflege bleibt dabei nach wie vor die größte Warengruppe. Sie macht etwa ein Viertel des gesamten Schönheitspflegemarktes aus. Zweitgrößte Kategorie ist die Haut- und Gesichtspflege mit über einem Fünftel des Marktes. Mit etwas mehr als ein Zehntel des Marktes etabliert sich die dekorative Kosmetik erfolgreich als drittgrößtes Segment – mit einem Umsatzplus von 3,4 Prozent, dicht gefolgt von der Mund- und Zahnpflege, die ebenfalls etwas mehr als 10 Prozent des gesamten Marktes ausmacht.
Atmosphäre ist wichtig
Dabei gilt Kosmetik auf der Fläche noch immer als Herausforderung – zumindest für den Lebensmittelhandel. „Kosmetik- und Körperpflegeprodukte müssen in einem gepflegtem Umfeld in angenehmer Atmosphäre präsentiert werden“, sagt Edzard Meenen, Leiter Category Management Consumer Products Division bei L´Oréal. Auch die Regale selbst müssen gepflegt sein: „Staubige Produkte, halbleere Regale oder eine schräge Platzierung des Produktes im Regal sind nicht verkaufsfördernd“, so Doris Inniger, Brand Manager Personal Care Doetsch Grether. Die Produkte sollten außerdem gerade im Regal stehen. Zudem sei ein großer Warendruck wichtig für einen guten Abverkauf. Auch Kompetenz ist ein wichtiges Stichwort, so die Einschätzung der Hersteller: Der Kunde soll sehen, dass er die relevanten Kategorien mit den richtigen Sortimenten am POS findet. „Unser wichtigster Tipp für den Lebensmittelhandel ist die schnelle Listung und Distribution von Innovationen“, heißt es bei Beiersdorf.
Dekorative Kosmetik
Frauen wollen vor allem natürlich aussehen. „Nude-Nuancen sind daher nach wie vor der große Trend in der Dekorativen Kosmetik, sagt Ines Imdahl, Geschäftsführerin im Rheingold Salon. Natürlich heißt in diesem Zusammenhang jedoch keinesfalls naturbelassen: Für eine makellose, natürliche Optik wird jede Menge Aufwand betrieben. Unreinheiten müssen kaschiert, trockene Haut gepflegt und Glanz beseitigt werden. BB-Cremes (Blemish-Balm-Cremes) und ihr Nachfolger wie beispielsweise sogenannten CC-Cremes (Complexion-Correction-Cremes) bleiben damit weiterhin Trend. Auch auf den Augen dominieren pudrige Pastelltöne – gerne ergänzt um Lidstriche in kräftigen Farben, Mascaras, die für großes Volumen sorgen sollen und dichte, betonte Augenbrauen. Auf Lippen und Nägeln geht es 2014 hingegen richtig bunt zu: Knalliges Orange, Rot und Pink – sowohl in matt als auch in glänzend – sind keine Seltenheit.
Haut- und Gesichtspflege
Ob Tages- und Nachtpflege in einem, Cremes, die sich auch als Maske eignen oder Body Lotions, die schnell in der Dusche auf der nassen Haut angewendet werden können: Derzeit sind vor allem Produkte gefragt, die die alltägliche Pflegeroutine erleichtern. Andererseits liegen aus Sicht der Hersteller auch Spezialprodukte wie hochkonzentrierte Seren und Gesichtsöle im Trend und könnten in diesem Jahr für Impulse im Markt sorgen. Ebenfalls Trend: Produkte mit höherem UV-Schutz. „Besonders im Anti-Age-Markt wünschen sich Verbraucher vermehrt Extra-Schutz vor den schädlichen Einflüssen des UV-Lichts“, sagt Dr. Sven Fey, Leiter der Entwicklung der Nivea Gesichtspflege bei Beiersdorf. Bisher haben die meisten Tagescremes in Deutschland einen Lichtschutzfaktor von maximal 15. In den USA seien inzwischen Produkte mit einem Lichtschutzfaktor von mehr als 30 keine Seltenheit mehr.
Haarpflege
Semi-professionelle Pflege zu günstigen Preisen – dieser Trend dominierte lange genug den Haarpflegemarkt und konnte bei den Konsumenten zuletzt immer weniger punkten. Nun setzen die Hersteller auf wirkliche Premiumpflege-Serien zu entsprechend höheren Preisen. Hochwertige und häufig auch natürliche Inhaltsstoffe wie beispielsweise Öle gewinnen demzufolge an Bedeutung. Haaröle werden jedoch nicht mehr nur als Inhaltsstoff in Shampoo und Co. sondern immer häufiger auch als eigenes Produkt, vor allem zur Haarspitzenpflege aber neuerdings auch als Sonnenschutz, vermarktet. Derzeit mit großem Erfolg. Auch Kräuter und Gewürze sind immer öfter in Haarpflegeprodukten zu finden, heißt es aus den Reihen der Markenartikler. Außerdem beschäftigt sich die Branche weiterhin mit dem Verzicht auf umstrittene Inhaltsstoffe wie Silikone oder Parabene. Denn: Dies fordert der Verbraucher immer mehr ein. Pflanzenölhaltige Produkte könnten auch hier die Zukunft sein – zumindest was den Naturkosmetikmarkt betrifft.