Stockfood (Jim Norton)
Jahrzehntelang wurde der deutsche Gewürzmarkt von der Fuchs-Gruppe dominiert, die zuletzt 2006 das Unternehmen Kattus mit den Marken «Bamboo Garden», «Escoffier», «Fuego», «Jadira» und «Kattus» aufgekauft hat und heute 29 rechtlich eigenständige Firmen im In- und Ausland unter sich vereint. Schätzungen gehen von 75 bis 80 Prozent aus, die die Gruppe am deutschen Markt hält. Doch seit einiger Zeit kommt nun ordentlich Dynamik ins Gewürzregal. Start-ups wie etwa Just Spices, Tante Tomate oder Ankerkraut drängen in den Markt und wollen mit innovativen und hochwertigen Konzepten sprichwörtlich für neue «Würze» im Regal sorgen. Bedingt durch das veränderte Essverhalten der Konsumenten und vor allem angetrieben durch diverse TV-Kochsendungen gewinnt das Gewürzregal an neuer Bedeutung. Das Potenzial ist gross und vom Kuchen wollen nun auch die Newcomer ein Stück abhaben. Dabei verlassen sie ausgetretene Pfade. Sie setzen nicht auf Klassiker und Traditionelles, vielmehr verkaufen die jungen Wilden ein Stück Lifestyle.
Lifestyle statt Traditionelles
Die Zeiten als nur Mutti kochte und sich mit Pfeffer, Salz und Paprika zufrieden gab, sind vorbei. Wer heute am Herd steht und selbst schnippelt, will nicht nur geniessen, sondern einen persönlichen Lebenssti l ausdrücken. Das gelingt nicht mehr mit den Produkten, die einst dazu gedacht waren, im schmalen Küchenschrank vor der Dunstabzugshaube zu verschwinden. Die Neuzugänge sind salonfähig geworden und stylisch zugleich: dekorative Accessoires mit exklusivem Inhalt, die in der Küche und auf dem Teller etwas hermachen: exotische Mono-Gewürze wie etwa die Tonkabohnen im Zuckerbett von Herbaria oder innovative Mixe wie das «Asia-Rührei-Gewürz» von Just Spices sowie das Barbecue-Rub «Bang Boom Bang» von Ankerkraut. «Unser Schlüssel zum Erfolg ist, dass wir die internationale Foodszene beobachten und die Trends schnell umsetzen. Heraus kommen Produktkonzepte, mit denen wir unsere Kunden inspirieren, ihren Alltag vereinfachen und Abwechslung bieten», erklärt Just-Spices-CEO Bela Seebach. Seit 2014 erobert das Unternehmen mit seinen bunten Dosen die Regale des Handels. Inzwischen ist die Marke nahezu im gesamten Vollsortiment gelistet – und hat ihren Preis. So liegen 100 Gramm Himalaya-Salz bei drei Euro, 100 Gramm Lorbeer bei 133 Euro.
Conveniente Inspirationen
In Dissen, dem Hauptsitz der Fuchs-Gruppe, verfolgt man die neuen Mitbewerber genau. Auch dort ist man sich des Wandels bewusst, der sich bei den Verbrauchern vollzogen hat. «Sie suchen neue und abwechslungsreiche Geschmacksvariationen. Gewürze rücken dabei noch stärker in den Mittelpunkt», heisst es aus der Zentrale. Im Zuge dessen hat der Marktführer das Profil der Marke Ostmann geschärft und sie stärker als praktischer Helfer im Kochund Lebensalltag positioniert. Ausdruck ist die noch junge Produktreihe «Lecker für». Mit der Fuchs-Range «Entdecke» greift das Unternehmen den Trend zur Ethno-Küche auf. «Diese Erlebnisfaktoren möchten wir noch stärker an den Point of Sale bringen und investieren in die Entwicklung neuer Produkt- und Anwendungskonzepte. Ausserdem wissen wir, dass sich die Verbraucher für die Inhaltsstoffe unserer Produkte interessieren. Aus diesem Grund wollen wir bis Ende 2018 die Rezepturen der Ostmann-Produkte, die keine reinen Aromenprodukte sind, auf rein natürliche Zutaten umstellen und dabei auf geschmacksverstärkende Zusatzstoffe und Palmöl verzichten», heisst es.
Diese Marschrichtung gehen auch andere Hersteller. Wie etwa Maggi: «Unser Fokus liegt auf der Produktplattform ‹Ideen vom Wochenmarkt›, die wir im Oktober 2017 gelauncht haben», sagt Brand Director Alexander Drees. Die Range umfasst elf Würz-Mixe, sechs Würz-Pasten zum Braten und zwei Bio-Bouillons, die alle Inspiration für neue Gerichte geben sollen und sich mit frischen Zutaten wie zum Beispiel Pak Choi oder Süsskartoffeln umsetzen lassen.