Jetzt zählen Auswahl und Service

Dienstag, 07. März 2017
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Seit Einführung der "Schockbilder" ist der Markt rückläufig, die Verbraucher orientieren sich neu. Zuwächse verzeichnen jedoch Händler, die Auswahl und Beratung bieten. 

Der Verkauf von Tabakwaren ist mit den sogenannten „Schockbildern“, die drei Viertel der Packungsfront und -rückseiten bedecken, nicht einfacher geworden. Die Kunden erkennen im SB-Regal ihre Stammmarke nicht mehr auf Anhieb, und auch die Verkäufer suchen oft mühsam die Regale ab – selbst im Fachgeschäft. Eine kleine Abhilfe schaffen hier allerdings Produktkarten, die im Warenregal vor die Packungen gesteckt werden (s. Infokasten).

Insgesamt ist der Absatz von Tabakwaren nach Zahlen von Nielsen 2016 um 3,2 Prozent zurückgegangen. Auf Grund von kleinen Preiserhöhungen blieb der Umsatz mit minus 0,3 Prozent weitgehend stabil. Dass ein Teil der Raucher sich beim Einkauf neu orientiert, zeigt ein Blick auf die einzelnen Vertriebskanäle. Am schärfsten fiel der Rückgang im Automatengeschäft mit elf Prozent beim Absatz und 5,9 Prozent beim Umsatz aus, da hier die gewünschte Sorte kaum noch zu erkennen ist. Die Getränkemärkte, die in der Regel nur ein kleines Sortiment in SB führen, verloren 5,4 Prozent Umsatz, die Discounts büßten 4,1 und die DIY-Märkte 3,3 Prozent ein. Klare Gewinner sind dagegen der Tabakfachhandel, die Tankstellen und die Convenience-Shops mit jeweils zwei Prozent Umsatzplus. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine große Auswahl anbieten und die Tabakwaren durchweg in Bedienung verkaufen, dem Kunden also Orientierung bieten. Vergleichsweise gut stehen auch die kleineren Nachbarschafts- und Supermärkte da, in denen Raucher schnell ihren täglichen Bedarf decken können.

Durch große Auswahl profilieren

Der Handel kann aber auch mit einer breiten Auswahl bei seinen rauchenden Kunden punkten, da deren Vorlieben breit gefächert sind. Während die Nachfrage vor allem bei Zigaretten zuletzt rückläufig war, zeigte sie sich bei Feinschnitt und Stopftabak deutlich stabiler. Zigarillos und Zigarren kamen 2016 sogar auf ein Mengenplus von 0,9 beziehungsweise 3,1 Prozent. Eng gekoppelt an die Nachfrage von Feinschnitt und Stopftabak ist auch das – obendrein spannenstarke – Zubehörsortiment mit Stopfgeräten, Zigarettenpapier, Filtern, Hülsen, und Wicklern. Sonderkonjunkturen mit hohen Zuwachsraten zeigen unverändert auch unbehandelte („natural“) Produkte, Großgebinde sowohl bei Zigaretten als auch bei Tabak sowie E-Zigaretten, seitdem hier Markenhersteller SB-Lösungen für den LEH entwickelt haben. 

Wasserpfeifentabak als Nischenprodukt 

Ein Sonderthema in diesem Markt ist der Wasserpfeifentabak, der statistisch unter Pfeifentabak erfasst wird und 2016 laut Destatis um 46 Prozent auf rund 1.700 Tonnen zugelegt hat. Dieser im Wesentlichen aus Jordanien, Ägypten und der Türkei importierte Shisha-Tabak spielt allerdings im Lebensmittelhandel so gut wie keine Rolle. Die zum größten Teil sehr jungen Konsumenten bedienen sich in Shisha-Bars, speziellen Fachgeschäften und im Internet. Auch blüht hier der Schwarzmarkt, wie die Zollfahndung immer wieder berichtet. Trotz der hohen Wachstumsraten ist es eine Nische: 165 Millionen Euro Steuern brachte Pfeifentabak 2016 insgesamt ein –verglichen mit 22 Milliarden Euro bei Zigaretten ein Kleinstbetrag. 

Handel im Tabak immer noch lohnenswertes Geschäft

Für neuen Nachfrageschub im Handel dürften vielmehr die für 2017 angekündigten Innovationen in den etablierten Sortimenten sorgen. Die Markenanbieter nennen über die aktuellen Neuheiten hinaus (s. Kasten) noch keine Details, betonen aber, dass sie gezielt in die Wachstumssegmente investieren wollen. Die Raucher als große Zielgruppe mit entsprechenden Sortimenten und Services an die eigene Einkaufsstätte zu binden, lohnt sich allemal – auch wenn es aktuell leichte Turbulenzen im Markt gibt. Denn insgesamt wurden 2016 Tabakwaren mit einem Verkaufswert von 25 Milliarden Euro verkauft. 

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Info

Die im Tabakhandel verwendeten Produkt-Karten, die im Warenregal vor die  Packungen mit den Schockfotos gesteckt werden, sind rechtskonform. Darauf haben im Januar 2017 der Deutsche Zigarettenverband (DZV) und der Bundesverband des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE) hingewiesen. Sie reagierten damit auf Presseberichte über eine Absprache der Verbraucherschutzministerien der Bundesländer, die bisherige Praxis im Handel als rechtswidrig zu bewerten. BTWE-Geschäftsführer Willy Fischel erklärte, dass sich der Handel durchaus im Einklang mit europäischem und deutschem Recht befinde: „Für die Reglementierung der Warenpräsentation in den Tabakwarengeschäften fehlt der EU die Gesetzgebungskompetenz. Die EU-Tabakproduktrichtlinie macht hierzu, genauso wie die deutsche Umsetzungsverordnung, keine Vorgaben.“
 
Wozu die EU-Tabakproduktrichtlinie ab 2019 jedoch Vorgaben machen wird: Die Produkte entlang der Lieferkette sollen lückenlos nachverfolgbar sein, was der besseren Absicherung des EU-Binnenmarktes dienen soll. Mit Hilfe eines Tracking & Tracing-Systems soll dabei der Weg jeder einzelnen Packung über die gesamte Lieferkette, vom Hersteller bis zum letzten Teilnehmer vor der ersten Verkaufsstelle, verpflichtend erfasst werden. Noch fehlen hierzu konkrete Informationen zur Durchführung. Sobald diese vorliegen, wird das MARKANT Magazin in Kooperation mit AGU Münster darüber berichten.
 

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