Essig: Die große Probierfreude

Dienstag, 06. September 2016
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Die Vielfalt an Essig ist groß, die Regalflächen jedoch begrenzt. Welche Sorten derzeit im Trend liegen und warum Vollsortimenter auch höherpreisige Qualitäten führen sollten – ein Überblick.

Beim Essig legen die Deutschen ein sehr differenziertes Konsumverhalten an den Tag. Zum einen gibt es die preisbewussten Sparer, die sich ausschließlich beim Discounter eindecken und mit einem Balsamessig für 0,89 Euro zufrieden sind. Interessanter für den Vollsortimenter ist aber die zwar kleinere, aber wachsende Zielgruppe der ernährungs- und qualitätsbewussten Kunden, die in der Regel zum hochwertigen Markenprodukt greifen. Diese Kunden geben laut Feinkost Dittmann für ein Markenprodukt wie einen original Aceto Balsamico di Modena IGP in der 0,5-Liter-Flasche derzeit durchschnittlich 3,50 bis vier Euro aus. „Die qualitätsbewussten Verbraucher schauen nach der Marke und der Sorte, weniger nach dem Preis“, beschreibt Christian Hellriegel, Geschäftsführer der Firma Hellriegel Feinkost und Convenience, die „Essig-Connaisseure“.

Trend zu milden Essigen

Importhaus Wilms, in Deutschland Exklusivdistributeur von Mazzetti L´Originale, beobachtet einen anhaltenden Trend zu milden Essigen: „Insbesondere Wein- und Obstessige mit geringem Säureanteil stehen bei deutschen Konsumenten weiterhin hoch im Kurs.“ Auch bei den Bio-Essigen sei „nach gegenwärtiger Marktlage ein Ende der steigenden Nachfrage nicht in Sicht“. Aktuell liegt der Umsatz in diesem Segment gut 30 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen, hat Mazzetti 2016 zwei neue Weinessige auf den Markt gebracht und sich dabei bewusst für Bioqualität entschieden. Das bestehende Bio-Sortiment von Mazzetti konnte im ohnehin stark wachsenden Bio-Segment zuletzt eine überproportionale Umsatzsteigerung von 85 Prozent verzeichnen.

Kleingebinde bei Balsamessigen gefragt

Bei Balsamessigen sind die kleineren Gebindegrößen à 250 Milliliter zunehmend gefragt. Treiber dieser Entwicklung sind die Singlehaushalte und der Trend zu mehr Auswahl in der Küche. Auch das Thema Premium nimmt einen immer größeren Stellenwert ein, dies gilt insbesondere für Aceto Balsamico IGP mit einer längeren Lagerzeit zwischen zwölf Monaten und drei Jahren. Darüber hinaus schauen viele Konsumenten im Essigregal nach neuen Geschmacksrichtungen, etwa mit Fruchtanteil oder Sirup. „Verbraucher schätzen beim Essig-Kauf Vielfalt und probieren gerne neue Sorten aus“, sagt eine Sprecherin von Hengstenberg, dem Marktführer laut IRI Handelspanel. Eine weitere positive Entwicklung auf dem Essigmarkt ist bei der „Essig-Essenz“ zu beobachten. Sie findet als natürlicher Haushaltshelfer wachsende Beliebtheit. Hengstenberg bietet mit einer naturvergorenen Essig-Essenz einen solchen natürlichen Haushaltshelfer, der biologisch abbaubar ist.

Markentreue Käufer

Für Konsumenten, die Essige nicht nach dem Preis, sondern als Feinkostartikel kaufen, zählen laut Hellriegel „die Intensität des Geschmacks, die Natürlichkeit der Aromen und auch die Ausstattung der Ware“, also ihre dekorative Wirkung auf dem Tisch. Viele dieser Käufer sind nicht nur qualitätsbewusst, sondern auch besonders markentreu, was die Anbieter mit ihren Wiederkaufraten belegen können. “Bei höherpreisigen Qualitätsessigen spielt die Marken- beziehungsweise Sortentreue eine größere Bedeutung“, heißt es bei Rila Feinkost. Als Ländermarkenspezialist führt Rila diverse Essig-Produkte unter der italienischen Marke Leverno sowie Spezialitäten der Marke Johann Lafer und Essige unter der Marke Rinatura Bio.

Markenprodukte mit Qualitätsvorsprung

Dass Qualität auch bei Essig seinen Preis hat, haben unabhängige Tests wie zuletzt von Stiftung Warentest den Verbrauchern vor Augen geführt. Dieser Test zeigt deutlich abweichende Qualitäten bis hin zu „mangelhaft“ bei Billigprodukten und bescheinigt den meisten Markenprodukten einen deutlichen Qualitätsvorsprung. „Es ist schlichtweg nicht nachvollziehbar, wie ein echter Aceto Balsamico IGP im Preiseinstieg für 0,89 Euro offeriert werden kann“, kommentiert Feinkost Dittmann die Situation im Markt.

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tipps

Wie Essig optimal am POS platziert und inszeniert wird – die Erfahrungen der Markenanbieter.
Die Verbraucher suchen Essig zunächst im Essigregal, darüber hinaus auch im Feinkostregal. Optimal sind hier laut Feinkost Dittmann eine Doppelplatzierung sowie zusätzliche Zweitplatzierungen im Obst- und Gemüsebereich. Nach Erfahrung von Hengstenberg vermarkten sich Essige besonders gut anwendungsorientiert in der Obst- und Gemüseabteilung sowie auf Displays und in Zweitplatzierungen. Rila Feinkost empfiehlt ebenfalls primär die Zuordnung im Essigregal und zusätzlich in der Nähe der Obst- und Gemüseabteilung und bei den Salatkräutern.

 

Info

Qualität ist kein Zufall

  • Gute Essige zeichnen sich durch ein hohes Qualitätsbewusstsein des Herstellers in jeglicher Hinsicht aus: Für Qualitäts-Essige kommen ausschließlich hochwertige Rohwaren in Frage. Die Rezepturen sind fein abgestimmt – dies verlangt insbesondere bei komplex zusammengesetzten Essigen viel Erfahrung und Know-how. Die Herstellungsprozesse beanspruchen große technologische Erfahrung und Qualitätskontrollen auf jeder Verarbeitungsstufe.
  • Essig ist schon seit dem Altertum bekannt, wo er als Getränk, Schönheits- und Heilmittel genutzt wurde. Heute steht die Anwendung als natürliches Konservierungsmittel und Speisewürze im Vordergrund. Dabei wird er zunehmend als Feinkostprodukt geschätzt, was sich in einer großen Sortenzahl widerspiegelt.
  • Alle Essige werden durch eine Vergärung von alkoholhaltigen Flüssigkeiten mit Essigsäurebakterien hergestellt. Ist die Vergärung abgeschlossen, wird der Rohessig mit dem gewünschten Säuregehalt abgelassen.
  • Gemäß der Verordnung über den Verkehr mit Essig und Essigessenz (EssigV) muss Speiseessig zwischen fünf und 15 Prozent Essigsäure enthalten, Weinessig mindestens sechs Prozent. Üblich sind fünf bis sechs Prozent.
  • Die Hersteller füllen den Rohessig nicht sofort ab, sondern lassen ihn noch eine gewisse Zeit lang reifen. Während dieser Zeit entwickelt sich ein ausgewogenes und sortentypisches Eigenaroma, bei dem die Hersteller den Essig je nach Sorte gegebenenfalls mit Geschmackszutaten wie Kräuter- oder Fruchtauszügen veredeln. Als Faustregel gilt: Je länger die Reifung, desto weicher das Aroma. Dementsprechend darf guter Essig in Essigmanufakturen durchaus bis zu einem Jahr reifen. Vor dem Aufziehen in Flaschen wird der Essig durch Filtrieren noch von natürlichen Schweb- und Trübstoffen befreit, während eine Pasteurisierung meist für Haltbarkeit sorgt.
  • Nach dem klassischen dunklen Aceto Balsamico di Modena aus eingedicktem Traubensaft erfreut sich jetzt zusätzlich der helle Balsamico Bianco großer Beliebtheit. Die helle Farbe rührt daher, dass der Traubenmost bei besonders niedrigen Temperaturen eingedickt wurde.
  • Die enormen Preisunterschiede der im Handel befindlichen Balsamessige beruhen auf den deutlichen Qualitätsunterschieden: Bei den billigen Varianten handelt es sich um Mischungen aus Weinessig und konzentriertem Traubenmost oder auch Aromaauszügen, beziehungsweise bei Fruchtweinessigen aus einem Grundessig, Fruchtweinessig und Aromazusätzen. Der echte „Aceto Balsamico di Modena“ trägt die geschützte geografische Angabe g.g.A. (auf Italienisch I.G.P.). Nach der zugrunde liegenden Verordnung muss er ganz bestimmte Vorgaben erfüllen, beispielsweise müssen Herstellung, Veredelung und Reifung in den Regionen Modena oder Reggio Emilia stattfinden. Die Basis ist eingekochter und in Holzfässern gelagerter Traubenmost aus bestimmten heimischen Traubensorten, dem ein Anteil von mindestens zehn Jahre altem Essig sowie von mindestens zehn Prozent reinem Weinessig zugefügt wird. Ab einer dreijährigen Lagerung darf sich der Balsamessig Invecchicato nennen. Sogar erst nach zwölf Jahren kommt der unter Kennern als wahre Delikatesse geschätzte „Aceto Balsamico Tradizionale di Modena“ in die kleinen Flaschen, wobei die Reifung in mehreren, immer kleiner werdenden Fässern aus unterschiedlichen Holzarten wie Eiche und Kastanie erfolgt. Klar, leuchtend und tiefbraun muss er aussehen, anhaltend, zart und leicht nach Essig duften und süßsauer, ausgewogen den Gaumen kitzeln.

Quelle: DLG

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