Virtuelles Einkaufen

Dienstag, 11. Juni 2013
Foto: GS1 Germany

Shoppen ohne Einkaufswagen, ohne Bargeld oder Karte: Virtuelles Einkaufen ist in Europa zwar noch die Ausnahme, in Ländern wie Südkorea oder den USA aber bereits gängige Praxis. Höchste Zeit für hiesige Händler und Hersteller, sich auf den Zukunftstrend vorzubereiten. In Zusammenarbeit mit Handelsunternehmen und Markenartiklern – darunter dm, Henkel und Unilever – hat GS1 Germany ein interaktives, virtuelles Supermarktregal vorgestellt. Es wird durch Gestensteuerung bedient. Bisher nur ein Pilotprojekt – doch virtuelles Einkaufen wird laut Experten auch hierzulande eine immer größere Rolle spielen.

Neue Chancen nutzen

Laut Arne Dicks, Teilprojektleiter Extended Packaging bei GS1 Germany, sind die meisten Unternehmen in Deutschland allerdings noch nicht richtig aufgestellt, um in die Zukunft des virtuellen Einkaufens zu starten. Hierbei geht es insbesondere um das Bereitstellen von Produktinformationen, wie es das Ende 2014 in Kraft tretende Lebensmittelinformationsgesetzt vorsieht. „Das Feedback zu unserem virtuellen Regal fiel insgesamt aber sehr positiv aus, weil viele Händler und Hersteller für sich einen direkten Mehrwert erkannt haben“, so Arne Dicks. „Steht beispielsweise in einem Markt für ein bestimmtes Sortiment nicht ausreichend Fläche zur Verfügung, kann diese durch ein virtuelles Regal vor Ort erweitert werden.“ Vorreiter in der Entwicklung virtueller Einkaufswelten sind Tesco in Südkorea und Ahold in den USA. Unterschieden wird laut Dicks zwischen statischen Fotowänden, den Product Walls, und interaktiven Regalen. Fotowände liefern Produktabbildungen mit EAN- oder QR-Codes, die zu einer mobilen Website verlinken und vom Verbaucher gescannt werden. Interaktive Regale machen – im Gegensatz zu den statischen Product Walls – eine flexible Bestückung in Echtzeit möglich. Die Steuerung des Regals findet vom PC aus statt – laut Arne Dicks eine für den Handel äußerst attraktive Lösung:„Das Sortiment kann je nach Uhrzeit komplett verändert und nach den Kundenpräferenzen bestückt werden.“ Adidas bietet diese Technik bereits in seinen Concept Stores an. Die technische Realisierung virtueller Einkaufswelten ist laut Arne Dicks überschaubar.

Grundlagen schaffen

Der Hauptaufwand und -kostenfaktor für Handel und Hersteller liege nicht in der Bereitstellung der Technik, sondern in den zu präsentierenden Informationen. Erforderlich sind Produktfotos, Videos und weiterführenden Informationen zu den Produkten. „Sind diese Elemente nicht vorhanden, so muss extrem stark nachgearbeitet werden“, sagt Arne Dicks. In Deutschland krankt es derzeit laut Experten noch an den Voraussetzungen. „Ich kann kein Regal hinstellen,  wenn ich die kompletten Prozesse dahinter nicht abbilden kann. Dieses muss in mein Online-Handel-, Multi-Channel- oder Cross-Channel-Konzept integriert werden. Andernfalls könnten zum Beispiel folgende Szenarien eintreten: Der Kunde bestellt Waren, die zurzeit nicht verfügbar sind. Bei der Zusammenstellung des Einkaufs ergeben sich Verzögerungen, so dass erst am nächsten Tag ausgeliefert wird. Die angegebenen Zeitfenster für die Anlieferung beim Kunden können nicht bedient werden. Zahlungssysteme, die der Kunde fordert, werden nicht unterstützt“, erklärt Arne Dicks.Die Vorteile der Zukunfstechnik sind vielfältig. Virtuelle Einkaufswelten bieten Händlern laut Dicks die Möglichkeit, neue Einkaufswelten zu schaffen, die virtuelle Welt in den stationären Handel zu bringen und das Angebotsportfolio zu erweitern. Wer beispielsweise ein Regal in kurzer Distanz zu seinem Store installiere und Produkte über mobile Coupons günstiger anbiete, könne zusätzliche Kunden an den POS locken. Insgesamt jedoch dürfte das Einkaufen in Zukunft immer weniger in physischen Märkten stattfinden. „Bis zum Jahr 2030 gehe ich davon aus, dass sich das Shoppen auch in Europa ähnlich verändern wird wie in Südkorea“, so Arne Dicks. „Die Weichen sind gestellt.“ Nun müssten einheitliche Standards geschaffen werden. Laut einer FAZ-Studie (http://bit.ly/ZbmA9g) sind Verbraucher etwa von den vielfältigen mobilen Zahlungsmöglichkeiten überfordert. „Auch bei virtuellen Regalen braut derzeit noch jeder sein eigenes Süppchen. Aber das wird sich ändern, denn die Prozesse – Code scannen und mobil bestellen – sind überall ähnlich“, so Dicks. Südkorea und die USA machen es bereits erfolgreich vor.

News

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