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Das viel gelobte deutsche Ausbildungssystem zeigt Risse. Jeder vierte Arbeitgeber ist unzufrieden mit Leistung und Fähigkeiten von Berufsanfängern. Und nur jeder dritte Azubi würde sich noch einmal für die gewählte Ausbildung entscheiden.
Das belegt eine Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey. Fazit der Studie: Das System der Berufsinformation und -beratung garantiert nicht, dass junge Menschen die Ausbildung wählen, die tatsächlich die beste für sie ist. Und: Der Austausch zwischen Arbeitgebern und Bildungseinrichtungen über die Anforderungen an Berufsanfänger funktioniert nicht optimal.
Befragt zu den Ursachen der Ausbildungsmisere, erklärt Wilfried Malcher, Geschäftsführer Bildung und Ausbildung beim Handelsverband Deutschland (HDE): Dort, wo Defizite in der vorberuflichen Qualifizierung zu verzeichnen seien, liege es zumeist an Aspekten, die die Betriebe kaum beeinflussen könnten, etwa schlechte Leistungen in der Schule oder Defizite im Erziehungsprozess. Lediglich bei der Information über Anforderungen und Entwicklungschancen im jeweiligen Beruf könnten die Betriebe helfen, realistische Einschätzungen von potentiellen Ausbildungsbewerbern zu befördern.
Offenbar mit mäßigem Erfolg, wie die McKinsey-Studie belegt: Zwei Drittel der befragten jungen Menschen gaben an, sich falsch oder unzureichend informiert zu fühlen, was ihre spätere Berufswahl betrifft. Jeder vierte Ausbildungsvertrag wird vorzeitig gelöst.
Weil das Bildungssystem junge Menschen nicht optimal auf die Anforderungen der Berufswelt vorbereitet, spendieren immer mehr Unternehmen ihren Azubis zusätzliche Seminare - etwa an der Bundesfachschule des Lebensmittelhandels in Neuwied. Über die gesamte Ausbildungsdauer kommen da 40 bis 50 Seminartage zusammen, wofür die Betriebe pro Azubi bis zu 20.000 Euro in die Hand nehmen, so Thorsten Fuchs, Direktor der food akademie Neuwied. Daneben bemüht sich auch die Initiative zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen, kurz VerA (siehe Info rechts) darum, die Unzulänglichkeiten des Bildungs- und Erziehungssystems zu korrigieren. Sie wurde vom Senior Experten Service (SES) ins Leben gerufen. Laut SES wird jeder fünfte Ausbildungsvertrag vorzeitig gelöst, oft bereits im ersten Ausbildungsjahr.