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Als süsser Snack für zwischendurch oder für die Lieblingsauszeit im Home-Office ist die Kategorie Süssgebäck im Handel gut durch die Krise gekommen. Wachstumsimpulse kommen vor allem von den Marken.
Kleine Pause statt grosser Mahlzeit: Durch die veränderten Lebensgewohnheiten während der Corona-Pandemie ist auch die Bedeutung von Snacks gestiegen, wie die «State of Snacking»-Studie von Mondel¯ez zeigt. Danach möchten knapp zwei Drittel der Erwachsenen auch nach der Krise «eher mehrere kleine Snacks über den Tag verteilt anstatt grosser Mahlzeiten zu sich nehmen». Bei den 24- bis 30-Jährigen sagen sogar 70 Prozent, dass sie «lieber snacken als aufwendig kochen». Den Trend zum «Snacking als New Normal» greifen die Hersteller mit neuen Konzepten im Miniformat auf wie den «Snack Minis» von Manner, den «Mini-Cookies» im Snack-Pack von Coppenrath Feingebäck oder Mondel¯ez mit der «Mikado Snack Box» zum Teilen. «Die Konsumenten sehnen sich in unbeständigen Zeiten nach Momenten der Normalität und greifen gerne zu bekannten Marken, die deshalb auch über die Pandemiezeiten hinaus wachsen», sagt Jan Trichterborn, Associate Marketing Director Biscuits DAT bei Mondel¯ez International. «Der Zuwachs kommt dabei sowohl von den Bestsellern als auch durch die Erschliessung neuer Segmente wie «Knabbern». Das Geschäft sei zudem zunehmend aktionsgetrieben, heisst es bei Griesson - de Beukelaer: «Die Kategorie Süssgebäck ist geprägt von hohen Handelsmarkenanteilen, die Wachstumsimpulse kommen jedoch von den Marken», sagt Unternehmenssprecher Peter Gries. «Neben dem stärker werdenden Markengeschäft zeichnet sich ein erhöhter Vermarktungsdruck ab: Promotions steigern die Süssgebäckverkäufe deutlich.»
Bewusst geniessen
Dass «süss» und «Gebäck» nicht zwangsläufig ungesund sein muss, zeigt der wachsende Marktanteil von Keksen mit gesunden Zutaten: «Wachstumspotenziale bieten neben den Klassikern vor allem Neuprodukte mit leichten, bewussteren Genussversprechen», sagt Peter Gries. Gesunde Ernährung spiele eine immer grössere Rolle, hat auch Mohammed Bahlaouane, Brand Manager bei Loacker Deutschland, beobachtet: «Sei es durch geringeren Einsatz von Zucker, proteinreiche Lebensmittel oder das wachsende Bedürfnis nach vegetarischen und veganen Angeboten.» Die Beliebtheit von «Free From»-Produkten für individuelle Verbraucherwünsche zeige sich auch bei klassischem Herbstgebäck, berichtet Manuel Sentker, Unternehmenssprecher bei Coppenrath Feingebäck. «Hier ergänzen glutenfreie, zuckerfreie, vegane und Bio-Produkte unser Spekulatiussortiment.» Geschmacklich gehen die Hersteller die Herbst- und Weihnachtssaison eher traditionell an: Loacker und Manner interpretieren etwa Winterklassiker wie Lebkuchen, Spekulatius, Orange oder Bratapfel als Geschmacksgeber für saisonale Waffelprodukte neu. Richtig bunt wird es dagegen zwischen KW 37 und KW 43 bei der Marke Oreo: Eine Halloween-Edition aus dunklem Kakaokeks, orangener Vanillecreme und Spinnennetzmotiv soll dann vor allem bei der jungen Zielgruppe für Impulskäufe sorgen.
Marktzahlen
In Deutschland verzeichneten die Hersteller von Feinen Backwaren 2020 eine insgesamt positive Entwicklung. In der Menge stieg die Produktion von Feinen Backwaren auf Basis der Schätzungen des Bundesverbands der Deutschen Süsswarenindustrie (BDSI) um 3,2 %. Insgesamt wurden etwa 783 000 t Feine Backwaren produziert. Im Wert stieg die Produktion um 3,3 % auf rund 2,3 Mrd. Euro. Das Saisongeschäft mit Herbst- und Weihnachtsgebäck entwickelte sich laut BDSI zufriedenstellend.
Im Lebensmitteleinzelhandel erreichte der Süssgebäckmarkt 2020 coronabedingt ein ausserordentliches Wachstum mit 9,1 % Wertzuwachs und 8,5 Prozent Absatzsteigerung im Vergleich zum Vorjahr, wie die Marktforscher von IRI berichten (IRI, Süssgebäck, LEH+DM, 2020). Für 2021 zeichne sich dagegen ein schwächeres Wachstum ab (YTD April: 1,8 % Umsatzzuwachs im Vergleich zum Vorjahr).
In der Schweiz stieg die Verkaufsmenge von Dauerbackwaren 2020 nach Angaben von Biscosuisse um 2,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz erhöhte sich um 1,3 %. Zu den beliebtesten Dauerbackwaren gehörten 2020 Standardbiskuitprodukte und Spezialitäten. Diese machten rund zwei Drittel der Gesamtproduktion aus. Während bei den Standardbiskuitprodukten, wie Petit Beurre, einfache Nuss- und Mandelgebäcke oder Weihnachtskonfekt, die Verkaufsmengen um 3,5 % zunahmen, gingen sie bei den Spezialitäten – wie schokolatierte Gebäcke, gefüllte Hüppen – um 3 % im Vergleich zum Vorjahr zurück.
Die österreichischen Erzeuger von Süsswaren inklusive Dauerbackwaren erwirtschafteten 2018 einen Produktionswert von insgesamt 763 Mio. Euro. Das teilt der Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie mit. Laut einer Studie von Agrana sind Vanillekipferl die beliebtesten Weihnachtsplätzchen der Österreicher, gefolgt von Linzer Augen auf Platz zwei.