Bord Bia: Im Einkang mit der Natur

Montag, 22. Februar 2021
Fotos: Unternehmen

Bord Bia fördert seit 1994 den Erfolg irischer Lebensmittel und landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Das Markant Magazin hat mit Tara McCarthy und Gabriele Weiss Brummer über die Einzigartigkeit irischer Produkte und ihre Chancen für den deutschen LEH gesprochen.

Für was steht Bord Bia?
Tara McCarthy: Bord Bia ist eine staatliche Agentur, die irische Lebensmittelproduzenten im Bereich Promotion, Handel und Marketing unterstützt. Wir verstehen uns als Vermittler von irischen Produkten und tragen als Botschafter ihren einzigartigen Geschmack in die gesamte Welt.

Was zeichnet die Erzeugnisse aus?
Tara McCarthy: Über 80 Prozent von Irlands landwirtschaftlicher Fläche bestehen aus saftigen Weiden. Das Klima ist vermutlich der entscheidende Faktor hierfür: Mit einem hohen jährlichen Regenanteil von im Durchschnitt 800 bis 1200 Millimetern in Verbindung mit milden Temperaturen ist Irland ideal für eine natürliche, nachhaltige, grasbasierte Rinder- und Kuhhaltung. Dies führt dazu, dass Irland die längste Weidehaltungssaison unter allen Ländern der nördlichen Hemisphäre innehat, mit einer jährlichen Graswachstumsrate, welche den europäischen Durchschnitt um mehr als ein Drittel übertrifft. Und genau das ist es, wonach immer mehr Verbraucher Ausschau halten: natürliche  und qualitativ hochwertige Produkte.

Wo liegt der Mehrwert für den deutschen Händler und Verbraucher?   
Gabriele Weiss Brummer: Die grosse Bedeutung einer nachhaltigen, biodiversen Produktion ist ideal, um sich ergänzend zu den regionalen Produkten aus Deutschland mit weiteren Premiumprodukten im Markt als qualitätsorientierter Händler zu positionieren. Die Nachbar-Region Irland mit ihren kurzen Lieferwegen, vor allem im Vergleich zu ausserhalb der EU-liegenden Ländern wie etwa Argentinien, bietet zuverlässige Partnerschaften und konsistent hohe Qualität. Insbesondere im Fleischbereich bietet Irish Beef eine hervorragende Ergänzung in der Kühlung oder an der Frischetheke, weil sich der Verbraucher hier auf eine nachhaltige Produktion und hohe Qualität verlassen kann.

Wie stellen Sie die Qualität von Irish Beef sicher?
Tara McCarthy: Die hohe Qualität von irischem Rindfleisch wird zum einen durch unsere jahrhundertelange Tradition in der Landwirtschaft und die familiengeführten Farmen sichergestellt, zum anderen durch Standards wie dem neu entwickelten Grass Fed Standard und dem nationalen Nachhaltigkeitsprogramm SBLAS (Sustainable Beef and Lamb Assurance Scheme). Durch dieses Programm erhalten die Mitglieder eine Akkreditierung, die die nachhaltige Produktion zertifiziert. Die Zertifizierung umfasst umweltbezogene, soziale und auch ökonomische Kriterien.  

Wie wollen Sie bei Molkereiprodukten neue Massstäbe setzen?
Tara McCarthy: Mit unserem entwickelten und neu eingeführten Grass Fed-Standard. Er bietet datengestützte Sicherheit, dass die Milch von Milchviehherden stammt, die eine Ernährung genossen haben, die zu mindestens 95 Prozent aus Gras und grasbasiertem Futter bestand, und während ihres Lebens im Durchschnitt mindestens 240 Tage im Jahr auf offenen Weiden gegrast haben. Nur Milch von Herden, die diese Grenzwerte einhalten, entspricht dem Grass Fed-Standard von Bord Bia.

Warum haben Sie den Grass Fed Standard entwickelt?
Tara McCarthy: Eine Studie von Ernst und Young zeigt, dass 50 Prozent der Verbraucher Milchprodukte aus Weidehaltung bevorzugen. Fast zwei Drittel  sind bereit, mehr für Molkereiprodukte aus Weidehaltung zu zahlen. Das ist darauf zurückzuführen, dass diese Molkereiprodukte stark mit Begriffen wie «natürlich», «gesund» und «Premium» verbunden werden. Mit dem neu eingeführten Grass Fed-Standard ist Irland perfekt aufgestellt, um die steigende Verbrauchernachfrage nach Premium-Molkereiprodukten aus Weidehaltung zu befriedigen.  

Was sollte der deutsche LEH tun, um den Verkaufserfolg von irischen Produkten am POS anzukurbeln?
Gabriele Weiss Brummer: Die Qualität irischer Produkte steht für sich. Das, verbunden mit dem positiven Image, welches Irland aus Sicht der deutschen Verbraucher hat, sollte der Handel verstärkt aufgreifen, nutzen und kommunizieren. Wir von Bord Bia stehen hier gerne bereit, um Informationsmaterial, E-Learning für Mitarbeiter oder POS-Materialien wie Rezeptkarten bereitzustellen. Saisonale Festtage wie Ostern für Lamm oder Weihnachten für Rindfleisch sind ideale Promotionzeiträume, um gerade hochwertige Produkte aus Irland verstärkt zu vermarkten. Aber auch die Sommerzeit rund um das Thema Grillen ist gut, um weitere Verzehranlässe zu generieren.

Apropos Grillen: Lammfleisch führt in der deutschen Küche ein Nischendasein, der Handel führt es als anonyme TK-Ware. Was stellen Sie dem entgegen?
Gabriele Weiss Brummer: Bord Bia unterstützt die Bewerbung von irischem Lammfleisch sowohl über eine EU-geförderte Kampagne als auch lokalseitig über kundenindividuelle Massnahmen im Handel und Foodservice. So stellen wir Informationsmaterial bereit, um unsere Partner im Handel und Foodservice beim Verkauf von irischem Lammfleisch zu unterstützen. Über PR und Social Media versuchen wir darüber hinaus, den deutschen Verbraucher über den guten Geschmack und die hohe Qualität von irischem Lammfleisch zu informieren. Damit die bisher leider immer noch vorherrschenden Vorurteile gegenüber Lammfleisch, wie zum Beispiel gegenüber dem Geschmack von Lammfleisch, nach und nach aus den Köpfen der Deutschen verschwinden.

Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Irish Lamb, wenn der LEH es ambitioniert vermarktet?
Gabriele Weiss Brummer: Ich denke, dass sich in der weiteren Zukunft die Einstellung von deutschen Konsumenten zugunsten Lammfleisch immer weiter öffnen wird – insbesondere, wenn man die aktuell wieder vorherrschenden Entwicklungen bei Schweinefleisch mit der Afrikanischen Schweinegrippe sieht – und vor allem die jungen Konsumenten offen für neue Geschmackswelten sind. Sicherlich wird die Nachfrage in naher Zukunft nie das Niveau von Schweine- oder Rindfleisch erreichen, aber ich denke schon, dass das Potenzial für einen grösseren Marktanteil vorhanden ist.

Der globale Fleischverzehr war 2019 rückläufig, zudem sank der Fleischverzehr im 2. Quartal 2020 bedingt durch Corona. Hat die Krise Auswirkungen auf den Fleisch-Verzehr von Irish Beef?   
Tara McCarthy: In den ersten fünf Monaten von 2020 spiegelten die Fleischexporte den Nachfragerückgang in Europa wider. Rückgänge in Europa und UK konnten aber zu einem gewissen Anteil über Absatz in Asien und den USA aufgefangen werden. Schweinefleisch entwickelt sich hingegen positiv mit plus 22 Prozent auf 245 Millionen Euro, vor allem aufgrund der gestiegenen Nachfrage aus China. Lammfleisch wächst mit sieben Prozent auf 139 Millionen aufgrund einer gestiegenen Nachfrage in Gesamteuropa und nivelliert damit Verluste in UK. Mit 4,5 Milliarden Euro ist UK nach wie vor von immenser Bedeutung für unsere Produzenten und insbesondere für unsere Fleischhersteller. Doch aufgrund des  Brexits verfolgt Irland natürlich auch neue alternative Absatzmöglichkeiten. In Bord Bias «Risk Readiness Radar» Report, einer Studie, die 128 Unternehmen befragt hat, antworten 91 Prozent, dass Covid-19 höchste Priorität für sie hat, während Export-Diversifikation aufgrund des Brexits auf Rang 2 folgt, mit 70 Prozent.

Weltweit ist Deutschland der drittgrösste Markt für irisches Lammfleisch und auf Platz 5 der Importmärkte für irisches Rindfleisch. Wie haben Sie das geschafft und welche Ziele setzen Sie sich für die Zukunft?
Gabriele Weiss Brummer:
Ich denke das Wachstum, welches wir in den letzten Jahren, insbesondere 2019 im Vergleich zu 2016 mit 30 Prozent plus in Menge, erzielt haben, das ist der Verdienst aller Beteiligten. Und spricht für die herausragende Qualität sowie für den einzigartigen Geschmack von irischem Rind- und Lammfleisch. Was alle guten Hersteller, Vermarkter und Verkäufer planen: weiter wachsen.

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Steckbrief

Tara McCarthy ist die Geschäftsführerin von Bord Bia – Irish Food Board und bringt über 20 Jahre Erfahrung in der Lebensmittelindustrie mit. Zuvor war sie Geschäftsführerin bei Bord Iascaigh Mhara (BIM), Irlands Agentur für die Entwicklung von Meeresfrüchten. Sie hat einen Bachelor of Commerce von UCG mit einem MBS in Marketing von der Smurfit Business School und ist ein Mitglied der IMD Business School in der Schweiz.

Gabriele Weiss Brummer leitet seit November 2019 das Bord Bia Büro in Deutschland und verantwortet die DACH-Region. Mit ihrer über 20-jährigen Erfahrung im Bereich Food & Beverage – von Heissgetränken über Spirituosen bis hin zu Bio- und glutenfreien Produkten – verfügt sie über ein breites Fachwissen. Darüber hinaus hat sie durch die Leitung internationaler Projekte und Auslandseinsätze interkulturelle Erfahrung sammeln können.

 

Video

Mehr über Bord Bia erfahren Sie im Video: https://vimeo.com/500397305