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Schneller, frischer und flexibler kann das mittelständische Handelsunternehmen Kaes aus Mauerstetten (Allgäu) durch die Erweiterung seines Zentrallagers agieren, das im Dezember fertiggestellt wurde. Die bisherige Belieferung der 50 V-Märkte in Südbayern erfolgte bislang über Zwischenhändler und Broker. Jetzt ermöglicht die Zentrallagerstruktur eine effektive Bündelung der Warenströme, was mit günstigeren Einkaufspreisen und einer höheren Wertschöpfung einhergeht.
Prozesskette in Eigenregie
Von der Bestellung der Ware beim Hersteller über die eigene Zwischenlagerung bis zum Abruf durch die Märkte und deren Belieferung erfolgt jetzt alles in Eigenregie. Die Prozesse werden dadurch transparenter und schneller. Das verschafft dem MARKANT Partner wertvolle Vorteile. So erzielt das Unternehmen durch die kürzeren Transportwege und die geringere Zeit der Zwischenlagerung der Ware einen Frischegewinn für die Kunden. „Die 6-Tage-Frischegarantie in den V-Märkten können wir problemlos einhalten und häufig übertreffen“, erklärt Michael Stöckle von der Geschäftsleitung des Unternehmens. Ferner erhöht sich für die Verbrauchermärkte die Zuverlässigkeit der Versorgung. Kühlpflichtige Artikel sowie Obst und Gemüse werden durch den eigenen Fuhrpark priorisiert befördert. Darüber hinaus sind jetzt auch kleinere Bestellmengen und kurzfristige Lieferungen möglich. Das Streckengeschäft bleibt weiterhin unverändert bestehen. Lediglich das Volumen der Broker bündelt Kaes über das Zentrallager, dies entspricht fast 90 Prozent der Molkerei- und TK-Waren in den V-Märkten.
Erweiterung in Etappen
Die Erweiterung des Lagers von 30 000 auf 55 000 Quadratmeter erfolgte in mehreren Bauabschnitten. Die Bereiche Obst, Molkereiprodukte und Tiefkühlung wurden im Frühjahr 2019 eingeweiht. Im Dezember 2019 folgte die Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts, das Nonfood-Lager. Die Bestückung der Lagerplätze und die Anpassung der Intralogistik wurden im Januar 2020 in Angriff genommen. Dabei galt für den MARKANT Partner vor allem eines: die innerbetrieblichen Wege kurz zu halten. Denn die längste Ausdehnung des Lagers beträgt 420 Meter, was in Sachen Lagerplanung, Bestückung und Rampen besondere Anforderungen stellte.
Box in der Box
Im Zuge der Erweiterung erhielten die 3-Temperaturzonen – also die Kategorien Obst und Gemüse (2750 qm), Molkereiprodukte (3600 qm) und Tiefkühlung (3000 qm) – jeweils eine eigene Zelle. Die separaten Kühlzellen sind dabei wie eine Box in der Box unter einem Dach angesiedelt. Der Versorgungsgang verbindet die Rampen mit den Kühlzellen und den bisherigen Lagerbereichen.
Herausforderung Temperaturzonen
Die Kombination der drei verschiedenen Temperaturzonen auf vergleichsweise geringer Fläche stellte den MARKANT Partner vor einige Herausforderungen, die es zu meistern galt. So verhindert nun eine Fussbodenheizung das Gefrieren des Bodens, spezielle Luftschleusen regeln den Temperaturausgleich zwischen der Tiefkühlzelle und der Null Grad warmen Anlieferzone. Die Tiefkühlrampen sind mit zusätzlichen aufblasbaren Abdichtungen versehen. Die Lkws und das Gebäude sind somit noch besser abgedichtet, damit bei Be- und Entladevorgängen kein ungewollter Luftmassenaustausch stattfindet.
Ferner mussten die neuen logistischen Einheiten auf Temperaturen von bis zu minus 20 Grad ausgelegt werden. Das betraf nicht nur die Lagerfahrzeuge mit Touchscreens, sondern unter anderem auch die Zuleitungen der Sprinkleranlage. Diese wurde ausserhalb der Kühlzelle montiert und die Regner mit einem Frostschutzmittel gefüllt.
Klimaschutz
Im Fokus der Erweiterung des Zentrallagers stand für den MARKANT Partner auch der Nachhaltigkeitsgedanke. In diesem Kontext wurde auch in eine neue Photovoltaik-Anlage investiert, die allein 750 Kilowatt-Peak produziert. Der Strom wird grösstenteils zum Eigenverbrauch genutzt. Mit der Begrünung des Flachdaches sorgt das Unternehmen für ein optimales Klima in der Halle, so dass Energie für Heizung im Winter und Kühlung im Sommer eingespart werden kann. Ausserdem speichern die Pflanzen und der Boden Regenwasser, dass die Kanalisation entlastet. Darüber hinaus wurden die Tourenplanung und Auslastung des Fuhrparks optimiert. Mit der konsequenten Ausstattung der Lkws mit einem Doppelstocksystem ist eine Verdoppelung der Palettenstellplätze möglich. So lassen sich bis zu 66 Euro-Paletten befördern. Damit können nicht stapelfähige Güter übereinander transportiert und somit die Auflieger noch effizienter und wirtschaftlicher eingesetzt werden. Die komplette Kühlung erfolgt mit einer umweltfreundlichen CO2-Anlage. Gewinnbringendes Investment
Rund 30 Millionen Euro hat Kaes in die Erweiterung seines Zentrallagers investiert. Dabei zählt für das Unternehmen vor allem eines: der Vorteil für die Kundschaft. „Miteigener Lieferkette bekommen wir einen Frischegewinn“, resümiert Michael Stöckle.