Handel förder E-Mobilität

Montag, 02. September 2019
Foto: Kaufland

Mit der Installation von E-Ladestationen auf Supermarktparkplätzen unterstreicht der Handel seine Nachhaltigkeitsziele. Die Stromabgabe an die Kunden erfolgt noch weitgehend kostenlos.

Europaweit wird von den Gesetzgebern ein Ausbau umweltfreundlicherer Mobilität, also der Umstieg von konventionellen Fahrzeugantrieben auf Elektromotoren, forciert. Bislang steigt die Zahl der E-Autos, die auf den Strassen fahren, zwar langsam an, dennoch bremst die bisher geringe Zahl verfügbarer Stromladestationen die private Investitionsbereitschaft in E-Autos weiter deutlich aus. Daher ist der zügige Aufbau der entsprechenden öffentlichen Infrastruktur durch E-Ladesäulen einfach ein Muss, um E-Mobilität zu fördern. Ob in Deutschland, Österreich oder der Schweiz – Handelsunternehmen rücken dabei mit ihren Parkflächen als Standorte für die Ladesäulen verstärkt in den Fokus.

Platz für Ladestationen

Der deutsche Handel  beispielsweise bietet nach Aussagen des HDE Handelsverbandes Deutschland mit bundesweit mehr als 40 000 Parkplätzen von Supermärkten und dem Einzelhandel eine Chance, dem Ziel der Bundesregierung einen Schritt näher zu kommen. Dieses lautet, bis 2020 insgesamt 100 000 öffentliche Ladesäulen aufzustellen. Aktuell sind es in Deutschland gerade mal 16 000 Ladestationen, 2000 davon im Handel. Durch das Potenzial an Parkplätzen könnte der Handel in sehr kurzer Zeit eine Ladeinfrastruktur in ganz Deutschland garantieren und damit einen erheblichen Beitrag zur CO2-Einsparung und zur Umwelt leisten, unterstrich jüngst Stefan Genth, HDE-Hauptgeschäftsführer.

Unterdessen trägt auch die neue EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie, die ab März 2020 in Kraft tritt, dazu bei, den Druck auf den Handel zu erhöhen, mehr  Stromladestationen zur Verfügung zu stellen. Die Gesetzesinitiative verpflichtet den Handel, bei Neubauten und grossen Renovierungen mit mehr als zehn Stellplätzen einen Ladepunkt für Elektrofahrzeuge zu schaffen.

Mit Ökostrom auftanken

Angesichts der wachsenden Anzahl von Stromern im Strassenverkehr treiben immer mehr Flächenbetreiber die Installation von E-Ladesäulen derzeit voran, darunter auch MARKANT Partnerunternehmen wie Kaufland, famila Kiel, tegut, Globus und Rossmann. Einkaufen und gleichzeitig das Elektroauto laden, das ist seit Anfang Februar beispielsweise an 100 Kaufland-Standorten möglich – bis Ende 2020 sollen bundesweit weitere 100 Schnellladestationen mit Kaufland-Logo zur Verfügung stehen. Ausgestattet mit den drei gängigen Steckertypen (Typ 2/AC 43 KW, CCS/DC 50 KW und CHAdeMO/DC 50 KW) bieten die Schnellladestationen zwei Kunden gleichzeitig die Gelegenheit, ihre Autos kostenlos aufzuladen, bei einer Ladeleistung von 50 KW bis zu 80 Prozent in 45 Minuten. Die Stationen werden mit Ökostrom betrieben, der das Umweltlabel «Grüner Strom» trägt und zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt, wie Kaufland versichert.

Die EHI-Initiative E-Mobility im Handel will Händler dabei unterstützen, den künftigen Herausforderungen zu begegnen und möglicherweise durch ihre Parkräume auch neue Einnahmequellen zu erschliessen. Je früher sich Händler mit der Umsetzung beschäftigten, desto besser könnten sie den künftigen Herausforderungen begegnen, argumentieren die Projektverantwortlichen.

Kostenpflichtiges Stromtanken - ja oder nein?

Tatsächlich wird der Strom derzeit vom Handel aber überwiegend kostenlos abgegeben. Ob sich kostenpflichtiges Stromtanken zukünftig auch als praktikables Geschäftsmodell für den Handel erweisen könnte, ist eine andere Frage. Aus Sicht des HDE handelt es sich aktuell eher um eine Marketingmassnahme, die Geld koste statt solches einzuspielen. Dabei werden Anschaffungspreise von rund 30 000 Euro pro Säule genannt. Hinzu kommen laut Genth noch einmal rund 10 000 Euro pro Jahr für den Betrieb und den Strom – egal, ob der Händler ihn zum gleichen Preis wie der Privatverbraucher aus dem Netz bezieht oder Strom einer eigenen Photovoltaik-Anlage verwendet, auf den er aber auch EEG-Umlage zahlen muss.

Und auch die Unterstützung durch Förderungsmittel, die die Bundesregierung seit 2017 beim Aufbau der Ladesäulen-Infrastruktur gewährt, ist für den HDE-Chef ein Stein des Anstosses. Der Handel komme dabei häufig gar nicht in den Genuss dieser Fördermittel, da die Ladesäulen nicht sieben Tage die Woche 24 Stunden zur Verfügung stehen können. Das liege daran, dass gerade in Wohngebieten Parkplätze beschrankt sein müssen.

Clevere Systemlösung MRO24

Dirk Scheuer, Bereichsleiter MARKANT Sourcing Management, unterstreicht für den Handel dagegen vor allem Vorteile wie eine Differenzierung vom Wettbewerb, Neukundengewinnung und Stammkundenbindung. Neben den üblichen Ladestationen bietet MARKANT gemeinsam mit Kooperationspartner innogy zudem Ladelösungen an, mit denen Geschäfts- und Privatkunden die Energie selbst erzeugen können – zum Beispiel mithilfe von Photovoltaik. Mit MRO24, dem MARKANT B2B-Portal für die Beschaffung von Verbrauchs- und Investitionsgütern, Eigenbedarfen und Dienstleistungen, könnten sich Interessenten diese Leistungen von innogy schnell, unkompliziert und zu besten Konditionen sichern. Für MARKANT Partner ist die Nutzung von MRO24 kostenlos.

 

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Info

Status Quo zur Ladestation-Infrastruktur
In der aktuellen Studie «E-Mobilität im Handel 2019» hat das EHI den aktuellen Stand in Sachen Ladestation-Infrastruktur erfasst. Befragt wurden vor allem die grossen Handelsfilialisten, insgesamt 63 Handelsunternehmen, die 33.000 Filialen repräsentieren.

Danach bieten aktuell 54 Prozent der befragten Händler mindestens eine Ladestation innerhalb ihres Filialnetzes an. Weitere 19 Prozent planen gegenwärtig E-Stationen, während 27 Prozent angeben, dass der Aufbau von Ladesäulen für sie nicht relevant sei (zumeist Filialen mit Innenstadtlage ohne eigene Parkplätze). Der Standort eines Marktes ist dabei für 73 Prozent der Händler das ausschlaggebende Kriterium für die Aufstellung einer Ladestation.

Gut zwei Drittel der Händler stellen ihren Kunden den Ladestrom für ihr E-Auto kostenlos zur Verfügung. Weitere 12 Prozent machen dies abhängig von den jeweiligen Standorten der Filiale. 21 Prozent bitten den Kunden an der Säule zur Kasse.

Aktuell sei es für die Händler aufgrund der aufwändigen Abrechnung das Einfachste, den Strom zu verschenken, erläutert EHI-Projektleiterin Laura Fleischmann. Man gehe jedoch davon aus, dass mittelfristig immer weniger Händler den Strom kostenfrei abgeben werden.