«Botschafterin für fairen Handel»

Freitag, 25. November 2022
Foto: nuruCoffee/JACOB&ALEX/ALEXANDER PROBST

Mit 19 Jahren gewinnt Sara Nuru die Show «Germany’s Next Topmodel», es folgen Jobangebote und Reisen um die Welt. Nach einigen Jahren beginnt sie ihren Weg zu hinterfragen. Die Suche nach ihren Wurzeln führt sie immer wieder nach Äthiopien, wo sie als Botschafterin für «Menschen für Menschen» tätig ist. Schliesslich gründet sie 2016 mit ihrer Schwester Sali das Social Business nuruCoffee und den Verein nuruWomen.

Frau Nuru, wie trinken Sie Ihren Kaffee am liebsten?
Sara Nuru:
Ich trinke meinen Kaffee am liebsten schwarz. Bei uns im Büro wird der Kaffee von mehreren Mitarbeitern gerne mit Hafermilch getrunken. Das habe ich letztens auch einmal probiert und fand es lecker – kann ich sehr empfehlen! Von unseren nuruCoffee-Sorten bevorzuge ich unseren Sidamo-Espresso, er ist aromatisch und schmeckt leicht schokoladig.

Was gab den Anlass, nuruCoffee zu gründen?
Sara Nuru:
Ich habe nach ein paar Jahren als internationales Topmodel gemerkt, dass mich der Job nicht wirklich erfüllt hat. Ich wollte etwas bewirken – nicht nur für mich, sondern meine Reichweite nutzen und weniger privilegierten Menschen bei Möglichkeiten zu einem besseren Leben verhelfen. Mit meiner Schwester Sali habe ich dann 2016 das Unternehmen gegründet.

Welche Vision verfolgen Sie mit Ihrem Unternehmen?
Sara Nuru:
Zum einen war es das Ziel, mit der Gründung von nuruCoffee das Land unserer Eltern Äthiopien von einer neuen, positiven Perspektive zu zeigen. Zum anderen war uns klar, dass wir eine Alternative zum herkömmlichen Spendenmodell anbieten und gleichzeitig damit auch ein Bewusstsein für nachhaltigen Konsum schaffen wollten.

Wie setzen Sie dies um?
Sara Nuru:
Unser Ziel ist es durch wirtschaftliches Handeln Gutes zu tun, indem wir fair gehandelten bio-zertifizierten Kaffee aus Kleinbauernkooperativen verkaufen. Rund 50 Prozent unserer Gewinne – mindestens ein Euro pro Kilogramm – fliessen in unseren gemeinnützigen Verein nuruWomen, der Frauenprojekte in Äthiopien unterstützt. Mit der Vergabe von Mikrokrediten, Trainingskursen und Schulungen ermöglichen wir Frauen, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und sich ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben in Äthiopien aufzubauen.

Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?
Sara Nuru:
Wir möchten es ermöglichen, Frauen eine Stimme zu geben und ihnen mit Mikrokrediten zu einer Existenzgründung zu verhelfen. Unser Herz schlägt für ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit, soziale Fairness, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, Verringerung von Armut und ganz besonders für die Stärkung der Frau in Äthiopien.

Wie und wo produzieren Sie?
Sara Nuru:
Wir importieren den Kaffee aus Äthiopien und rösten ihn anschliessend in Hamburg. Daraufhin wird er nach Berlin geliefert, dort verpackt und versendet.
Woher haben Sie die Kompetenz, Kaffee herzustellen?
Sara Nuru: Tatsächlich habe ich mir mein Wissen durch Neugier angeeignet. Das Interesse an Kaffee wurde mir durch meine Mutter und meinen kulturellen Hintergrund sozusagen in die Wiege gelegt. Äthiopien ist nämlich das Ursprungsland des Kaffees und in der äthiopischen Kultur und Tradition tief verankert.

Woher nehmen Sie die Ideen für neue Röstungen?
Sara Nuru:
Wir arbeiten sehr eng mit unserem Röster zusammen, auf dessen langjährige Expertise wir sehr vertrauen. Gemeinsam erarbeiten wir verschiedene Profile und testen, was die beste nuruCoffee-Röstung ist.

Was macht Ihren Kaffee besonders?
Sara Nuru:
Wir verkaufen sortenreinen Bio-Kaffee aus der Sidama-Region und keine Blends. Das bedeutet, wir verkaufen keine Mischungen aus verschiedenen Herkunftsländern, wo man gern mal schlechten Kaffee untermischen kann und die Rückverfolgung nicht ersichtlich ist. Unser Kaffee besteht zu 100 Prozent aus Arabica-Bohnen, er ist Fairtrade-zertifiziert und sehr hochwertig aufbereitet. Wir beziehen unseren Kaffee aus Kleinbauernkooperativen, denen wir mehr als das Doppelte bezahlen, als wenn wir den Kaffee über den konventionellen Handel kaufen würden. Zudem kann man bei uns im wahrsten Sinne des Wortes Kaffee trinkend Gutes tun, denn mit jeder gekauften Kaffeepackung werden Frauenprojekte in Äthiopien unterstützt.

Würden Sie nuruCoffee als fair und nachhaltig bezeichnen?
Sara Nuru:
Definitiv! Wir beziehen unseren Kaffee aus bio-zertifizierten Kooperativen, direkt vor Ort wie aktuell der Ferro-Kooperative in Sidamo. So haben wir die Möglichkeit, mit den Menschen, die den Kaffee anbauen und produzieren, auf Augenhöhe zu sprechen. Die Mitgliedschaft in einer Kooperative sichert den Bauern ein besseres Einkommen und eine verbesserte Lebensgrundlage. Dadurch können sie die Schulbildung ihrer Kinder finanzieren. Ein weiterer Vorteil von Kooperativen und Genossenschaften ist die Vermarktungsmacht, die durch die Bündelung ihrer Produkte entsteht.

Wer ist die Zielgruppe von nuruCoffee?
Sara Nuru:
Unsere Zielgruppe sind alle Menschen, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und durch Kaffeegenuss Gutes tun wollen.

Gibt es Ihren Kaffee auch im stationären Handel zu kaufen?
Sara Nuru:
Im stationären Handel ist unser Kaffee nicht erhältlich. Ihn kann man aber über unseren Online-Shop unter nurucoffee.com kaufen. Derzeit bieten wir drei Sorten an – Sidamo Kaffee, Sidamo Espresso und Sidamo Decaf, ein entkoffeinierter Kaffee. Das Besondere ist, dass wir unsere Produkte aktiv im Abosystem anbieten. Ist der Kaffee einmal bestellt, wird er in regelmässigen Intervallen direkt nach Hause oder ins Büro geliefert.

Wo wollen Sie mit Ihrem Social Business nuruCoffee in fünf Jahren stehen?
Sara Nuru:
Wir hoffen, dass in vielen Haushalten und Büros unser Kaffee genossen wird. Mit dem Bewusstsein für nachhaltigen Konsum wollen wir noch mehr äthiopische Frauen zu einer selbstbestimmten Zukunft verhelfen. Daher fliessen 50 Prozent unserer Gewinne in Frauenprojekte in Äthiopien.

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Steckbrief

Sara Nuru  
ist ein deutsches Model, Unternehmerin, Speakerin und Autorin. Sie wurde 1989 als drittes Kind äthiopischer Immigranten geboren, die 1986 aus ihrer Heimat nach Süddeutschland ausgewandert waren und sich im oberbayerischen Grünbach bei Erding angesiedelt hatten. Dort wuchs Nuru gemeinsam mit drei Schwestern auf.

Die 33-Jährige spricht neben Deutsch, Arabisch und Englisch auch ein wenig Amharisch. Einem breiten Publikum wurde sie als Siegerin der vierten Staffel der Castingshow «Germany’s Next Topmodel» bekannt, die von Februar bis Mai 2009 von ProSieben ausgestrahlt wurde. Bereits vor ihrer Teilnahme hatte sie Erfahrung als Model gesammelt.

nuruCoffee

2016 gründete Sara Nuru mit ihrer Schwester Sali die Firma nuruCoffee. Die Leidenschaft für Kaffee liegt in der Familie. Denn die Mutter hatte zu Hause wöchentlich die traditionelle äthiopische Kaffeezubereitung zelebriert. Als Social Business orientiert sich nuruCoffee an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, auch bekannt als die Sustainable Development Goals (SDGs), und verfolgt insbesondere folgende fünf Ziele: keine Armut, Geschlechtergleichheit, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, weniger Ungleichheiten, nachhaltiger Konsum und Produktion.

2018 wurde sie vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zur Botschafterin für fairen Handel ernannt.