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In diesem Jahr ist Speiseeis mit besonderen Texturen gefragt. Auch vegane, laktosefreie oder zuckerreduzierte Produkte wird man häufiger in den Truhen des Handels finden.
Sommerzeit ist Eiszeit – darauf freuen sich in der DACH-Region nicht nur die Verbraucher, sondern auch Speiseeishersteller und Handel. Ob die Verbraucher in diesem Jahr den Eis-Konsum im Rekordjahr 2018 knacken können, hängt stark vom Wetter ab. Denn: Je heisser es ist, desto mehr Eis wird verkauft. In Deutschland hat jeder Deutsche nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Süsswarenindustrie (BDSI) im vergangenen Jahr etwa acht Liter Speiseeis verzehrt. Die Menschen in Österreich und der Schweizer konsumierten laut Statista nicht ganz so viel Eis. Hier fiel der Pro-Kopf-Verbrauch mit drei beziehungsweise zwei Kilogramm geringer aus.
Ob am Stiel, im Becher oder in der Waffel – Eis verbindet man in erster Linie mit Genuss. In diesem Jahr stehen bei den Markeneisherstellern laut BDSI weniger neue Geschmacksrichtungen, sondern eher neue Eiskreationen im Fokus. So berichtet Froneri, dass Keksteig zum Löffeln eine der Top-Sorten in der jüngeren Zielgruppe sei. Deshalb setzt das Unternehmen unter der Marke Mövenpick unter anderem auf die Geschmacksrichtung «Cookie Dough».
Vegan liegt im Trend
Eine weitere Einschätzung des BDSI lautet: «Da individuelle Ernährungsgewohnheiten und Lebensstile zunehmen, wird auch die Nachfrage nach laktosefreien, glutenfreien, proteinreichen oder kalorienreduzierten Eisvarianten wachsen, nach unserer Einschätzung aber eher in einem moderaten Umfang. Aber auch für diese Kundengruppen bieten die deutschen Markeneishersteller ein breites und abwechslungsreiches Angebot an.» Genuport bedient diesen Trend mit den Eis-Spezialitäten von Valsoia, der italienischen Marke für Veganes, unter anderem mit Eisneuheiten auf Cashew- und auf Kokosnussbasis.
Bei Unilever sieht man vor allem für Eissorten mit natürlichen Inhaltsstoffen, weniger Zucker und für vegane Alternativen das grösste Wachstumspotenzial. So hat Unilever eigenen Angaben zufolge bereits im vergangenen Jahr Produkte ohne Farb- und Aromastoffe kreiert. Ausserdem möchte der Marktführer bis 2025 weltweit den Zuckeranteil der verpackten Eisprodukte um 20 Prozent verringern. Nach Angaben von Froneri wünschen viele Verbraucher Produkte ohne Palmöl und raffinierten Zucker. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach veganen Produkten startet der Markenartikler daher in einem Testmarkt mit einem veganen Tubkonzept.
Nachhaltige Verpackung
Darüber hinaus spielt laut Markenhersteller das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle im Eismarkt. So sind die neuen Eisbecher von Valsoia (Genuport) umweltfreundlich und aus FSC-zertifizierter Pappe hergestellt. Bei Unilever werden die Verpackungen nachhaltiger und CO2 optimiert «Beispielsweise stammt das Holz der Eisstiele aus nachhaltiger Waldwirtschaft, während die Multipackungen aus mindestens 80 Prozent nachhaltigem Papier bestehen», teilt ein Sprecher von Unilever mit und ergänzt, «Bei Magnum wird ab 2020 bei der Produktion der Becher nach und nach recyceltes Plastik eingesetzt.» Was die Verpackungsformate betrifft sieht Genuport kleinere Eispackungen im Kommen, und bei Froneri entwickelt sich das Segment der Multipackungen positiv.
Impulskauf steigern
Da 44 Prozent der Shopper Eis im LEH spontan kaufen, ist es wichtig Kaufanreize zu bieten. Unilever rät deshalb zu einer sauberen und attraktiven Platzierung, Sortimentsvielfalt sowie Neuheiten. Besonders wichtig sei Sichtbarkeit, um den Kaufimpuls auszulösen. «Wir empfehlen, Neuheiten prominent zu platzieren und Impulseis emotional aufzuladen. Dabei können Bilder unterstützen, die dem Konsumenten Lust auf Eis machen», teilt das Unternehmen mit. Schliesslich biete eine Unterteilung in Hauspackungen, Multipackungen und Impulseis für eine bessere Orientierung.
Darüber hinaus können verkaufsfördernde Massnahmen Anreize für einen Impulskauf schaffen. Froneri führt deshalb unter der Marke Nestlé Schöller eine nationale On-Pack-Promotion durch. Für Mövenpick ist eine Zweitplatzierung mit modernen, einfachen Rezepten vorgesehen. POS-Materialien sowie Kommunikationsmassnahmen auf verschiedenen Kanälen bei Nuii, Mövenpick, Landliebe und Milka sorgen zusätzlich für Aufmerksamkeit.
Interview
Interview mit Ernst Kammerinke, Geschäftsführer beim BDSI – Bundesverband der Deutschen Süsswarenindustrie e.V.
Ob laktosefrei, glutenfrei, proteinreich, vegan oder kalorienreduziert: Wie gross schätzen Sie das Potenzial dieser Eisvarianten für die nächsten zehn Jahre ein?
Speiseeis ist in Deutschland unverändert ein Genussprodukt, das Spass machen und zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten eine Gaumenfreude bieten soll. Ein Eis muss richtig gut schmecken. Dies bestätigt auch eine aktuelle repräsentative Verbraucherumfrage des Bundesverbandes der Deutschen Süsswarenindustrie. Doch neben Geschmack und Geschmacksrichtung spielt die Konsistenz eines Speiseeises bei der Kaufentscheidung eine grosse Rolle. Eher unwichtig sind für die Shopper Ernährungsfaktoren wie der Fett- oder Zuckergehalt. Auch ist das Interesse an veganen oder laktosefreien Eis-Produkten noch zurückhaltend. Für diese Kundengruppen bieten die deutschen Hersteller inzwischen ein breites und abwechslungsreiches Angebot an. Da individuelle Ernährungsgewohnheiten und Lebensstile zunehmen, wird auch die Nachfrage nach laktosefreien, glutenfreien, proteinreichen oder kalorienreduzierten Eisvarianten wachsen, nach unserer Einschätzung aber eher in einem moderaten Umfang.
Lässt sich der Speiseeisabsatz mit den oben genannten Eigenschaften insgesamt steigern?
Eine Ausweitung des Speiseeisangebotes im Bereich individueller Ernährungsgewohnheiten und Lebensstile wird zu einer weiterhin positiven Entwicklung des Speiseeisabsatzes insgesamt beitragen. Innovationen und Vielfalt bei Produkten und Verpackungen sind im Speiseeisbereich neben dem Wetter entscheidende Faktoren für gute Absätze.
Die Verbraucher essen am liebsten Schokoladen- und Vanilleeis. Mit welchen (neuen) Geschmacksrichtungen wollen die Markenhersteller die Verbraucher in diesem Jahr zum Kauf animieren?
Bei den Markeneisherstellern stehen anders als bei den Eisdielen weniger einzelne Geschmacksrichtungen im Vordergrund, sondern vielmehr Kreationen neuer Geschmackserlebnisse wie etwa Lemon-Cheesecake mit Zitronensauce und Gebäckstückchen, Waldmeister-Himbeere-Eis mit Zitronentopping und Brauseperlen, Salted Caramell mit Karamellsauce und Karamellstückchen.
Welche Eigenschaften sollte ein Eis haben, damit es sich zur beliebtesten Sorte 2020 entwickeln könnte?
Voller Genuss, die dem Verbraucher Lebensfreude, Spass, Glück und Auszeit vom Alltag bereitet und ihn zugleich auch erfrischt.