Sommer-Frische

Freitag, 01. März 2019
Foto: Fotolia (weyo)

Mit Beginn der warmen Jahreszeit sinken die Temperaturen im Glas. Gefragt sind Easy-to-drink-Weine und Seccos, die sich gekühlt auf Eis geniessen lassen.

Ob lauer Abend auf dem Balkon oder fröhliche Grillparty: So unbeschwert wie der Sommer, soll für viele Verbraucher auch das Getränk sein. Gefragt sind sogenannte Sommerweine, doch was macht einen Wein perfekt für warme Tage? «Frisch und fruchtig», heisst es bei ZGM, «belebend und leicht» bei VOG. Björn Ritter, Brand Manager bei Reh Kendermann, erklärt: «Als Sommerweine verstehen wir unkomplizierte, tendenziell leichtere Trinkweine, die nicht unbedingt ein Essen als Begleitung brauchen, sondern auch allein gut funktionieren. Sommerweine haben einen moderaten Alkoholgehalt und dafür etwas mehr Restsüsse. Auch verfügen sie oftmals über eine ausgeprägte Aromatik und erhalten durch die Zugabe von mehr Kohlendioxid bei der Abfüllung einen spritzigen Frischekick.»

Easy-to-drink muss ein Sommerwein also sein und laut Reh Kendermann auch einfach zu shoppen: «Sommerweine sprechen eher Zielgruppen an, die zwar weininteressiert sind, aber nur über begrenztes Wein- und Sortenwissen verfügen. Sie suchen nicht nach bestimmten Rebsorten, sondern lassen sich von Konsumgelegenheiten wie etwa ein Grillfest oder der Abend auf der Terrasse leiten. Deshalb sind sie dankbar für Weine, die ihnen für solche Verzehranlässe angeboten werden.»

Alkoholfreie Weine als Alternative

Auch Frauen und junge Menschen, die im Sommer gerne draussen unterwegs seien, fühlen sich von Sommerweinen besonders angesprochen, heisst es bei Mack & Schühle. Ein wichtiges Thema sind zudem alkoholfreie oder alkoholreduzierte Produkte: «Alkoholfreie Weine sind eine gute Alternative für Gäste, die nach der Gartenparty noch Auto fahren müssen», sagt Matthias Willkomm, Geschäftsführer bei Peter Mertes. «Auch gesundheitsbewusste Konsumenten fragen diese Angebote verstärkt nach.»

Bei den Weinfarben sind Rosé- und Weissweine von Mai bis September besonders beliebt, wie aktuelle Zahlen von IRI zeigen. Das einstige (Sommer)Saisonprodukt Rosé sei zwar mittlerweile ein Ganzjahresliebling, so Mack & Schühle. «Trotzdem zieht Rosé gerade im Sommer noch einmal an.» Vor allem zum Grillen eigne sich aber auch Rotwein, ergänzt Matthias Willkomm von Peter Mertes. «Der Wein für Grillfeste sollte generell kräftig genug sein, um in den rauchig würzigen Aromaten des Grillguts nicht unterzugehen, sondern diese gut unterstreichen. Zu Gegrilltem harmonieren daher auch im Sommer ausdrucksstarke Rotweine.» Den Trend zu gekühlten Rotweinen sieht auch das Weingut Nett aus Duttweiler (Pfalz). «Für Sommerabende eignen sich gut leichte Rotweine, mit nicht so viel Alkohol und hauptsächlich im Stahltank ausgebaute Rotweine. Diese kann man auch mal schön bei zehn Grad trinken.» Weiter fügt das Unternehmen hinzu: «Für alle, die sich nicht an gekühlten Rotwein trauen, gibt es mittlerweile auch bei einigen Weingütern Rosé aus dem Barrique. Diese sind ein Stück kräftiger als ihre klassisch ausgebauten Kameraden und somit einem Rotwein ähnlich, aber eben kalt zu geniessen.»

Wein auf Eis

Egal ob weiss, rot oder rosé – Sommerweine sollten sich auf jeden Fall auch gekühlt geniessen lassen. Das im Sparkling-Markt gut funktionierende Prinzip «Sekt-auf-Eis» übertrage sich jetzt auch auf Weingenuss, hat Jan Rock, Sprecher bei Henkell Freixenet beobachtet. «Für diesen «Mix your own-Ansatz» eignen sich sommerlich fruchtige Weine, die sich perfekt mit Eis oder zusätzlich mit Früchten kombinieren lassen und für ungezwungenen Genuss sorgen.» Auch Wein- oder Sektcocktails und Schorlen treffen den Nerv der Verbraucher. Als neuen Trend für diesen Sommer – nach Apérol Spritz und Hugo – sieht Mack & Schühle etwa Mixgetränke mit der Basilikum-Ingwer-Limonade Balis.

Ein weiterer Treiber liegt in länderspezifischen Angeboten. «Deutsche Konsumenten verbinden etwa Spanien mit Leidenschaft und Lebensfreude», sagt Jan Rock von Henkell Freixenet. Ranges wie «Freixenet Mia» oder «Mederaño» sollen Urlaubsstimmung aufkommen lassen und Verbraucher zum Zugreifen animieren. Auch klassisch ausgebaute österreichische Weine seien durch ihre «typisch aromatische Frische als Sommerwein prädestiniert», sagt Sven Baumgärtel, Key-Account-Manager bei VOG Deutschland. Zudem sei die regionale Herkunft der Trauben ein Verkaufsargument. Und das nicht nur in Österreich, wie Reiner Becker, stellvertretender Marketingleiter bei ZGM bestätigt: «Bewusste Ernährung und Nachhaltigkeit sind für viele Konsumenten wichtig. Daher sehen wir einen Trend in Richtung regionale Weine oder Weine aus Deutschland.»

Interview

Ernst Büscher, Sprecher beim Deutschen Weininstitut, über Aromasorten in Sommer-Cuvées, Cool Climate-Regionen und über das Geschmacksprofil von Sommerweinen.

Herr Büscher, welche Rebsorten eignen sich besonders für Sommerweine?

Bei den Weissweinen sind neben den Klassikern Riesling und Rivaner auch Bukettsorten wie Sauvignon Blanc, Scheurebe oder Muskateller als Sommerweine beliebt. Die Aromasorten sind oft auch Partner in Sommer-Cuvées, die mittlerweile immer öfter auf den deutschen Angebotslisten zu finden sind. Hauptsorten für die Roséweinbereitung sind Spätburgunder und Portugieser.

Und bei Rotwein?

Für Rotweinfreunde bieten sich fruchtige Württemberger Trollinger oder junge Portugieser etwa aus Rheinhessen oder der Pfalz für den Sommer an. Sie haben von Natur aus weniger Gerbstoffe und können gerne auch kühl getrunken werden.

Wo stammen Sommerweine typischerweise her?

Sommerweine stammen in der Regel aus den «Cool Climate Regionen» zu denen insbesondere die deutschen Anbaugebiete zählen. Hier haben die Trauben sehr lange Zeit zu reifen und besonders viele Aromastoffe auszubilden. Die Weine haben dadurch trotz vergleichsweise geringer Alkoholgehalte eine grosse geschmackliche Fülle, mit einem angenehmen Wechselspiel von frischer Fruchtsäure und ausgeprägter Aromatik.

Weniger Alkohol oder auch komplett alkoholfrei: Bleibt hier nicht der Genuss auf der Strecke?

Alkoholfreie Sekte haben sich in den letzten Jahren einen festen Platz im Regal erobert. Sie eignen sich ebenso für den unbeschwerten Genuss an heissen Tagen wie alkoholfreie Weine, die seit neuestem ebenfalls öfter zu finden sind und geschmacklich deutlich aufgeholt haben.

Wie viel Volumenprozent Alkohol muss ein Wein eigentlich haben, um die Handelsbezeichnung «Wein» zu tragen?

Das Weingesetz schreibt für Wein einen Mindestalkoholgehalt von 7 Volumenprozent vor. Eine Ausnahme bilden die edelsüssen Beeren- und Trockenbeerenauslesen sowie Eisweine, die nur 5,5 Volumenprozent haben müssen.

 

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Wein-Tipp

Ideal für heisse Sommertage ist folgendes Rezept: 2/3 Rosé (eher den klassischen Typ mit Ausbau im Stahltank) mit  1/3 Tonic in ein Glas geben und anschliessend auffüllen mit Eiswürfeln und Grapefruitstückchen. Quelle: Weingut Nett, Duttweiler

Info

Zahlen, Daten und Fakten zur Dach-Region

Deutschland

Für 2019 wird ein Umsatz im Segment Wein von rund 7,5 Milliarden Euro prognostiziert. Pro Kopf werden etwa 90 Euro umgesetzt. Der Umsatzanteil deutscher Weine am Gesamtmarkt liegt bei 51 Prozent (Absatz 45 %). Danach folgen Weine aus Italien (16 % Umsatzanteil), Frankreich (12 %) und Spanien (8 %). Im Schnitt trinken die Deutschen pro Jahr rund 21 Liter Wein und 3,5 Liter Schaumwein. Der Durchschnittspreis für Wein im Lebensmitteleinzelhandel ist 2017 mit 2,92 Euro je Liter stabil geblieben. Für deutsche Weine gaben die Verbraucher mit 3,15 Euro je Liter etwas mehr aus. 79 Prozent aller Weine wurden 2017 im Lebensmittelhandel eingekauft. Davon entfielen 50 Prozent auf die Discounter, die ihre Marktposition um zwei Prozentpunkte ausgebaut haben. Die klassischen Supermärkte haben ihren Marktanteil von 18 Prozent behauptet, ebenso wie die SB-Warenhäuser mit elf Prozent. Leicht rückläufig waren die Einkäufe direkt bei den Weinerzeugern. Quellen: Statista, Deutsches Weininstitut

Österreich

Für das Jahr 2019 wird im Segment Wein ein Umsatz von etwa 842 Millionen Euro prognostiziert. Pro Kopf werden knapp 95 Euro umgesetzt. Im Schnitt trinkt jeder Österreicher knapp 27 Liter Wein pro Jahr. Rot- und Weisswein sind in Österreich etwa gleich beliebt. Monatlich geben die Haushalte durchschnittlich rund fünf Euro für Weisswein und etwa vier Euro für Rot- und Roséwein aus. Insgesamt geht der Pro-Kopf-Konsum von Wein jedoch aufgrund verschiedener Faktoren zurück, etwa durch höheres Gesundheitsbewusstsein, geändertes Konsumverhalten, eine älter werdende Gesellschaft oder die Zuwanderung von Menschen aus Ländern ohne Wein-Tradition. Quellen: Statista, Österreich Wein Marketing GmbH

Schweiz

Für das Jahr 2019 wird im Segment Wein ein Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro prognostiziert, womit sich der Umsatzrückgang der Vorjahre fortsetzt (2010: rund 1,6 Mrd. Euro). Etwa ein Drittel des konsumierten Weins stammt aus dem Inland. Am beliebtesten ist Schweizer Rotwein, gefolgt von ausländischem Rotwein. Jährlich trinkt jeder Schweizer im Schnitt rund 34 Liter Rotwein. Die Anzahl registrierter Weinhandelsbetriebe hat sich von 1996 bis 2017 auf mehr als 3600 fast verdoppelt. Kleine, gut sortierte Weinläden sind im Trend. Dennoch waren Coop und Denner die beliebtesten Geschäfte für den Kauf alkoholischer Getränke in der Schweiz im Jahr 2015. Nur rund ein Drittel der Schweizer gaben an, zum Kauf von Wein bevorzugt in eine Weinhandlung zu gehen. Quelle: Statista

Statement

Wie Sommerweine im Handel punkten, erklärt Ing. Josef Maria Schuster, Leitung Kastner AllesWein:

«Perfekte Sommerweine sind aus unserer Sicht knackig, fruchtig, saftig und süffig. Hier liegt auch das grösste Umsatzpotenzial für den Handel. Bei uns punkten vor allem regionale Weine, da österreichische Weine ein schönes Säuregerüst bieten. In Sachen Schaumwein hat dagegen Italien die Nase vorn. Unsere Kunden greifen im Sommer gerne zu Frizzante, weil dieser fruchtigen und gleichzeitig einfachen, unkomplizierten Genuss an warmen Tagen bietet. Bei der Vermarktung haben wir sehr gute Erfahrungen mit Verkostungen mit Winzern in unseren Kastner Abholmärkten gemacht. Auch optisch ansprechende Präsentationen und grosse Platzierungen in den Märkten sowie bildstarke Anzeigen in Katalogen, Flyern oder unserem AllesWein-Journal kurbeln den Verkauf an.»

Tipps zur Vermarktung

  • Wein sollte nicht nur im Weinregal angeboten werden, so ein Tipp von ZGM: «Konsumenten greifen gerne zu einer Flasche Wein, wenn diese im entsprechenden Umfeld präsentiert wird. Foodpairing erleichtert Konsumenten die Entscheidung, welcher Wein zu welchem Essen passt. Warum also für den Sommer nicht mal eine Zweitplatzierung in der Obstabteilung vorsehen?»
  • Auch Reh Kendermann empfiehlt Crossselling: «Passende Themenfelder zur absatzfördernden Präsentation von Sommerweinen sind etwa die Kombination mit Grillangeboten, Sommer- und Outdoor-Genuss.»
  • Für die Präsentation im Regal empfiehlt Freixenet Henkell erfolgreiche Markenweine als Block bestmöglich in Augenhöhe zu platzieren. «Marken sind für Konsumenten im fragmentierten Weinsortiment wichtige Ankerpunkte. In den Sommermonaten empfiehlt es sich ausserdem Rosé- oder Weissweine in den Fokus zu rücken.»
  • Aktionen sollten sich laut Freixenet Henkell im Sommer auf die relevanten Konsumanlässe konzentrieren. Beliebt seien etwa länderspezifische Themen wie mediterrane Wochen in der Urlaubszeit, saisonspezifische Promotions mit beliebten Gewinnen wie Grillverlosungen im Markt, Präsentationen auf Sonderflächen, wobei vor allem aufmerksamkeitsstarke Plätze wie der Eingangsbereich mit der Obst- und Gemüseabteilung, die Gondelköpfe oder die Kassenzone Kunden zu Impulskäufen anregen.
  • Zudem rät Freixenet Henkell zur Forcierung von Kleinflaschen: «Für Kunden ist es wichtig, Wein vor dem Kauf zu probieren. Kleinflaschen haben die ideale Grösse, um Wein entspannt zu Hause zu probieren.»