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Mit Beginn der warmen Jahreszeit sinken die Temperaturen im Glas. Gefragt sind Easy-to-drink-Weine und Seccos, die sich gekühlt auf Eis geniessen lassen.
Ob lauer Abend auf dem Balkon oder fröhliche Grillparty: So unbeschwert wie der Sommer, soll für viele Verbraucher auch das Getränk sein. Gefragt sind sogenannte Sommerweine, doch was macht einen Wein perfekt für warme Tage? «Frisch und fruchtig», heisst es bei ZGM, «belebend und leicht» bei VOG. Björn Ritter, Brand Manager bei Reh Kendermann, erklärt: «Als Sommerweine verstehen wir unkomplizierte, tendenziell leichtere Trinkweine, die nicht unbedingt ein Essen als Begleitung brauchen, sondern auch allein gut funktionieren. Sommerweine haben einen moderaten Alkoholgehalt und dafür etwas mehr Restsüsse. Auch verfügen sie oftmals über eine ausgeprägte Aromatik und erhalten durch die Zugabe von mehr Kohlendioxid bei der Abfüllung einen spritzigen Frischekick.»
Easy-to-drink muss ein Sommerwein also sein und laut Reh Kendermann auch einfach zu shoppen: «Sommerweine sprechen eher Zielgruppen an, die zwar weininteressiert sind, aber nur über begrenztes Wein- und Sortenwissen verfügen. Sie suchen nicht nach bestimmten Rebsorten, sondern lassen sich von Konsumgelegenheiten wie etwa ein Grillfest oder der Abend auf der Terrasse leiten. Deshalb sind sie dankbar für Weine, die ihnen für solche Verzehranlässe angeboten werden.»
Alkoholfreie Weine als Alternative
Auch Frauen und junge Menschen, die im Sommer gerne draussen unterwegs seien, fühlen sich von Sommerweinen besonders angesprochen, heisst es bei Mack & Schühle. Ein wichtiges Thema sind zudem alkoholfreie oder alkoholreduzierte Produkte: «Alkoholfreie Weine sind eine gute Alternative für Gäste, die nach der Gartenparty noch Auto fahren müssen», sagt Matthias Willkomm, Geschäftsführer bei Peter Mertes. «Auch gesundheitsbewusste Konsumenten fragen diese Angebote verstärkt nach.»
Bei den Weinfarben sind Rosé- und Weissweine von Mai bis September besonders beliebt, wie aktuelle Zahlen von IRI zeigen. Das einstige (Sommer)Saisonprodukt Rosé sei zwar mittlerweile ein Ganzjahresliebling, so Mack & Schühle. «Trotzdem zieht Rosé gerade im Sommer noch einmal an.» Vor allem zum Grillen eigne sich aber auch Rotwein, ergänzt Matthias Willkomm von Peter Mertes. «Der Wein für Grillfeste sollte generell kräftig genug sein, um in den rauchig würzigen Aromaten des Grillguts nicht unterzugehen, sondern diese gut unterstreichen. Zu Gegrilltem harmonieren daher auch im Sommer ausdrucksstarke Rotweine.» Den Trend zu gekühlten Rotweinen sieht auch das Weingut Nett aus Duttweiler (Pfalz). «Für Sommerabende eignen sich gut leichte Rotweine, mit nicht so viel Alkohol und hauptsächlich im Stahltank ausgebaute Rotweine. Diese kann man auch mal schön bei zehn Grad trinken.» Weiter fügt das Unternehmen hinzu: «Für alle, die sich nicht an gekühlten Rotwein trauen, gibt es mittlerweile auch bei einigen Weingütern Rosé aus dem Barrique. Diese sind ein Stück kräftiger als ihre klassisch ausgebauten Kameraden und somit einem Rotwein ähnlich, aber eben kalt zu geniessen.»
Wein auf Eis
Egal ob weiss, rot oder rosé – Sommerweine sollten sich auf jeden Fall auch gekühlt geniessen lassen. Das im Sparkling-Markt gut funktionierende Prinzip «Sekt-auf-Eis» übertrage sich jetzt auch auf Weingenuss, hat Jan Rock, Sprecher bei Henkell Freixenet beobachtet. «Für diesen «Mix your own-Ansatz» eignen sich sommerlich fruchtige Weine, die sich perfekt mit Eis oder zusätzlich mit Früchten kombinieren lassen und für ungezwungenen Genuss sorgen.» Auch Wein- oder Sektcocktails und Schorlen treffen den Nerv der Verbraucher. Als neuen Trend für diesen Sommer – nach Apérol Spritz und Hugo – sieht Mack & Schühle etwa Mixgetränke mit der Basilikum-Ingwer-Limonade Balis.
Ein weiterer Treiber liegt in länderspezifischen Angeboten. «Deutsche Konsumenten verbinden etwa Spanien mit Leidenschaft und Lebensfreude», sagt Jan Rock von Henkell Freixenet. Ranges wie «Freixenet Mia» oder «Mederaño» sollen Urlaubsstimmung aufkommen lassen und Verbraucher zum Zugreifen animieren. Auch klassisch ausgebaute österreichische Weine seien durch ihre «typisch aromatische Frische als Sommerwein prädestiniert», sagt Sven Baumgärtel, Key-Account-Manager bei VOG Deutschland. Zudem sei die regionale Herkunft der Trauben ein Verkaufsargument. Und das nicht nur in Österreich, wie Reiner Becker, stellvertretender Marketingleiter bei ZGM bestätigt: «Bewusste Ernährung und Nachhaltigkeit sind für viele Konsumenten wichtig. Daher sehen wir einen Trend in Richtung regionale Weine oder Weine aus Deutschland.»
Interview
Ernst Büscher, Sprecher beim Deutschen Weininstitut, über Aromasorten in Sommer-Cuvées, Cool Climate-Regionen und über das Geschmacksprofil von Sommerweinen.
Herr Büscher, welche Rebsorten eignen sich besonders für Sommerweine?
Bei den Weissweinen sind neben den Klassikern Riesling und Rivaner auch Bukettsorten wie Sauvignon Blanc, Scheurebe oder Muskateller als Sommerweine beliebt. Die Aromasorten sind oft auch Partner in Sommer-Cuvées, die mittlerweile immer öfter auf den deutschen Angebotslisten zu finden sind. Hauptsorten für die Roséweinbereitung sind Spätburgunder und Portugieser.
Und bei Rotwein?
Für Rotweinfreunde bieten sich fruchtige Württemberger Trollinger oder junge Portugieser etwa aus Rheinhessen oder der Pfalz für den Sommer an. Sie haben von Natur aus weniger Gerbstoffe und können gerne auch kühl getrunken werden.
Wo stammen Sommerweine typischerweise her?
Sommerweine stammen in der Regel aus den «Cool Climate Regionen» zu denen insbesondere die deutschen Anbaugebiete zählen. Hier haben die Trauben sehr lange Zeit zu reifen und besonders viele Aromastoffe auszubilden. Die Weine haben dadurch trotz vergleichsweise geringer Alkoholgehalte eine grosse geschmackliche Fülle, mit einem angenehmen Wechselspiel von frischer Fruchtsäure und ausgeprägter Aromatik.
Weniger Alkohol oder auch komplett alkoholfrei: Bleibt hier nicht der Genuss auf der Strecke?
Alkoholfreie Sekte haben sich in den letzten Jahren einen festen Platz im Regal erobert. Sie eignen sich ebenso für den unbeschwerten Genuss an heissen Tagen wie alkoholfreie Weine, die seit neuestem ebenfalls öfter zu finden sind und geschmacklich deutlich aufgeholt haben.
Wie viel Volumenprozent Alkohol muss ein Wein eigentlich haben, um die Handelsbezeichnung «Wein» zu tragen?
Das Weingesetz schreibt für Wein einen Mindestalkoholgehalt von 7 Volumenprozent vor. Eine Ausnahme bilden die edelsüssen Beeren- und Trockenbeerenauslesen sowie Eisweine, die nur 5,5 Volumenprozent haben müssen.