Klassiker neu akzentuiert

Montag, 02. September 2019
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Wenn sich das Jahr dem Ende neigt, beginnt für die Kategorie Schaumwein die lukrativste Zeit. Gefragt sind Premium-Produkte und Geschmacksvielfalt. Auch ein leichter Genuss wird sehr geschätzt, wie das wachsende Kaufinteresse an alkoholfreien Varianten zeigt.

Silvester und Schaumwein gehören für viele Verbraucher einfach zusammen: Laut dem Schlumberger-Sektreport 2018 begrüssen etwa 97 Prozent der österreichischen Sekttrinker das Neue Jahr mit knallenden Korken. Auch an Weihnachten stossen 58 Prozent mit einem prickelnden Gläschen an. Zudem ist Schaumwein als Weihnachtsgeschenk oder Silvestermitbringsel gefragt. Kein Wunder also, dass jede vierte Flasche Schaumwein in der Weihnachts- und Silvesterzeit verkauft wird, wie Zahlen von Nielsen zeigen.

Frisch, prickelnd, regional

Diese umsatzstarke Zeit sollte der Handel nutzen, um sich mit Trend-Produkten zu positionieren. «Die Konsumenten setzen immer mehr auf Qualität und hochwertigen Schaumwein, wobei viele ein gutes Preis-Genuss-Verhältnis zu schätzen wissen», erklärt Peter Schuster, Vorstandsvorsitzender des Badischen Winzerkellers. Ein wichtiger Faktor von Premium-Qualität sei der gute Geschmack: «Ein Sekt muss jung und frisch, prickelnd und perlig sein.» Verbraucher seien zudem offen für vielfältige Geschmackserlebnisse. «Von Sekt und Secco bis hin zu Mischgetränken – Konsumenten wünschen sich Abwechslung», so Schuster weiter. Laut dem Verband der deutschen Sektkellereien setzt sich zudem der Trend zu Rosé-Sekten fort. Auch halbtrockene Sekte erfreuen sich grosser Beliebtheit.

Handwerkskunst und Lifestyle

Weiterer Treiber sind Produkte mit regionaler Herkunft. «Deutsche Sekte können dadurch Boden gutmachen», heisst es etwa bei Mack & Schühle. Zudem steige die Nachfrage nach Bio-Qualitäten. Dass Herkunft, Qualität und Handwerk bei Schaumwein zunehmend im Fokus der Verbraucher stehen, hat man auch bei Henkell Freixenet beobachtet. «Die Nennung der Rebsorte steht hier an erster Stelle», sagt Unternehmenssprecher Jan Rock. Zudem achteteten Verbraucher zunehmend auf die Herstellungsmethode, etwa traditionelle Flaschengärung. Dieses Interesse bediene das Unternehmen etwa mit aus deutschen Weinen hergestellten Rebsortensekten, Manufaktur-Sekt, hochwertigem Prosecco Spumante und Cava bis hin zu Crémant und Champagner. Um das Sekthandwerk erlebbar zu machen, hat Henkell Freixenet in Wiesbaden eine Pop-Up Sektmanufaktur  eingerichtet, in der Besucher beim «Live Degorgement» zusehen können, wie die Hefe «mit einem Druck von sechs Bar aus der Flasche schiesst».

Im Kontext eines bewussteren Lifestyles sind auch alkoholfreie Schaumweine und Cocktails weiter im Kommen. «Alkoholfrei ist bei den Verbrauchern voll akzeptiert, etabliert und das am stärksten wachsende Segment auf dem deutschen Sektmarkt», resümmiert Cathrin Duppel, Marketing-Leiterin bei Rotkäppchen-Mumm. Dieses Interesse ermöglicht sogar die Positionierung einer eigenständigen Alkoholfrei-Marke wie Light live von Schloss Wachenheim, die dieses Frühjahr um eine Premium-Kategorie erweitert wurde.

Premium für jeden Anlass

Wachstumspotenzial sehen die Hersteller vor allem in der Ausweitung des Schaumwein-Geschäfts auf das gesamte Jahr. «Sekt wird heute weniger anlassbezogen getrunken», sagt etwa Oliver Gloden, Vorstandssprecher bei Schloss Wachenheim. Immer häufiger wird hochwertiger Schaumwein, etwa Manufaktur-Sekt oder Champagner, auch als Aperitif oder Menübegleiter genossen. Zielgruppe sind hier insbesondere Weinliebhaber. Zudem sollen moderne Verpackungskonzepte, etwa kleinere Gebindegrössen oder lebensfroh gestaltete Etiketten, vor allem auch junge Leute für die Kategorie begeistern. Gute Erfahrungen hat man bei Peter Mertes etwa mit den «City»-Dosen gemacht, die Secco-Genuss für unterwegs bieten. «Individuell portionierte Produkte entsprechen dem Trend zur mobilen Gesellschaft», heisst es beim Unternehmen. «Insbesondere jüngere Zielgruppen vereinen grosse Ansprüche an Convenience mit hohem Out-of-Home-Konsum.»

News

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Interview

Christian Josephi, Repräsentant des Comité Champagne in Deutschland und Österreich

Herr Josephi, im Schnitt trinkt jeder Deutsche pro Jahr ein Glas Champagner – im Vergleich zu rund 33 Gläsern Schaumwein insgesamt. Liegt das allein am Preis?
Die hohe Preissensibilität der Deutschen spielt hier sicher eine Rolle. Dazu kommen die unterschiedlichen Verwendungsanlässe. Das Glas Sekt zum Anstossen gehört beim Geburtstag oder Mädelsabend oft einfach dazu. Für Champagner muss es dagegen schon ein ganz besonderer Anlass sein. Hier wird dann extra Champagner gekauft, gerade auch weil er teurer und nicht alltäglich ist. 

Während der Absatz stagniert, hat der Umsatz mit Champagner in Deutschland 2018 allerdings einen Rekordwert erreicht.
Das liegt zum einen an Preissteigerungen. Aber auch an der Verschiebung des Angebots hin zu besseren Qualitäten und einem grösseren Marktanteil von Markenprodukten.

Wie können Konsumenten an Champagner herangeführt werden?
Besonderes Potenzial liegt bei Verbrauchern, die Wert auf guten Wein legen. Hier gilt es,  Wissen zu vermitteln. Etwa dass Champagner ein sehr grosses Aromenspektrum und Reifepotenzial hat, also durch Lagerung vielschichtiger wird. Viele Weinprofis lieben Champagner, weil sie das irgendwann entdecken. Anders als bei den anlassbezogenen Käufern trinken sie Champagner, weil er ihnen schmeckt – auch an einem ganz normalen Tag.

Was empfiehlt sich für die Inszenierung im Handel?
Zum Beispiel die Ästhetik des Weingenusses zu vermitteln. Ganz wichtig: Hochwertige Schaumweine brauchen passende Gläser. Die Hersteller bieten hier etwa gebrandete Gläser, die mit Picknickköfferchen, Sektkühler und dem Champagner ein stimmiges Paket ergeben. Interessant ist auch die Geschichte hinter dem Produkt: Die Champagne hat sich seit 2003 einer nachhaltigen Wirtschaftsweise verpflichtet und setzt anstelle von Mengenwachstum auf Optimierung der Qualität. Ein grosses Ziel ist etwa bis 2025 das Gesamtgebiet von 34 000 Hektar komplett auf ökologischen Weinbau umzustellen.