Hanf im Imagewandel

Mittwoch, 24. Juli 2019
Foto: Fotolia (Victoriiay)

Hanf etabliert sich in Lebens­mitteln langsam aber sicher als Zutat. Dabei sind die Pflanze und ihre Samen nicht nur sehr vielseitig einsetzbar, sondern auch schmackhaft.

Es sind Überschriften wie diese, die Unsicherheit schüren und gleichzeitig neugierig machen: «Pflanze mit zweifelhaftem Image» titelt der Bayerische Rundfunk, «Mehr als nur eine Droge» ist in Spektrum zu lesen und die Landwirtschaftskammer Salzburg macht mit «Verbotene Wunderpflanze» auf. Dabei machen Lebensmittel mit Hanf weder high, noch ist ihr Ein- oder Verkauf illegal. Verwendet wird ausschliesslich sogenannter Nutzhanf, der europaweit nur mit einem THC-Gehalt von weniger als 0,2 Prozent angebaut werden darf.

Ein Multitalent in der Küche

Hanf hat viele interessante Pflanzenteile zu bieten. Ihre braun bis schwarzgrauen, bisweilen auch grüngrauen Samen sind drei bis vier Millimeter gross und von einer dünnen, aber festen Schale umhüllt. Die Hersteller bieten sie roh oder geröstet, geschält oder ungeschält an. Geschmacklich erinnern sie an Nüsse und werden in der Küche ähnlich verwendet – als Topping auf dem Salat, als Zutat im Bratling oder übers Müsli gestreut. Gemahlen eignen sich die Samen zum Backen, wo sie einen Teil des herkömmlichen Mehls ersetzen können, oder zur Nahrungsergänzung, weil teilentöltes Hanfsamenpulver – so ist es beispielsweise auf der Packung des Bio-Hanfproteins von Raab Joyfoods nachzulesen – 49 Prozent pflanzliches Protein enthält.

Die ölhaltigen Samen lassen sich zudem pressen. Hanföl kommt an den Salat, an Gemüsegerichte oder ins Pesto. Ausserdem hat die Lebensmittelbranche Bedarf an den Blüten und Blättern der Hanfpflanze. Sie werden vor allem getrocknet als Tee vermarktet. Diese Produkte wurden vor dem 15. Mai 1997 in nennenswertem Umfang in der Europäischen Union für den menschlichen Verzehr verwendet und gelten daher gemäss der Novel-Food-Verordnung nicht als neuartig.

Von der Nische zum Trend

Weiterverarbeitete Produkte aus Hanf fristeten jedoch lange ein Nischendasein. Bis jetzt: Die Marktforscher von Mintel hatten bereits 2017 vorausgesagt, dass Hanf zur Trend-zutat avancieren wird. Jetzt ist es soweit. «Hanf hat Deutschland erreicht und wird als Zutat im Lebensmitteleinzelhandel positiv aufgenommen», sagt Dr. Manon Littek von Katjesgreenfood.

Bis 2028, so der vierte Cannabis-Report von Prohibition Partner, soll das Marktvolumen von Hanf allein in Europa auf 123 Milliarden Euro wachsen. Katjesgreenfood hat vor zwei Jahren in die amerikanische Marke Hemptastic investiert, um den Trend auch in Deutschland voranzutreiben. Auf der diesjährigen ISM stellte das Unternehmen nun drei Hanfriegel der Marke vor, die sogleich auf Platz 2 der Top-Innovationen gekürt wurden. «Zukünftig können wir uns vorstellen, das grosse Potenzial von Hanf zu nutzen und Hemptastic als Plattform für eine Vielzahl von Hanfprodukten weiter auszubauen», so Littek. Auch der dritte Platz der ISM-Top-Innovationen war mit einem Hanfprodukt belegt. Die Dragees des «Swiss Cannabis Gum» von Roelli Roelli sind mit dem Cannabis-Wirkstoff Cannabidiol (CBD) angereichert.

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

stock.adobe.com/Seventyfour

Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

stock.adobe.com/Racle Fotodesign

In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Interview

Drei Fragen an Dr. Manon Littek, Geschäftsführerin von Katjesgreenfood

«Hanf gehört die Zukunft» ist Ihr Slogan. Wie sieht diese Zukunft genau aus?
Hanf ist eine der nachhaltigsten Kulturpflanzen der Welt, weil sie ohne Pestizide überall angebaut werden kann, schnell nachwächst und zudem vielseitig nutzbar ist. Aufgrund seiner hervorragenden Anbaueigenschaften und Nährstoffzusammensetzung hat Hanf ein enormes Potenzial in einer Vielzahl von Kategorien im Lebensmittel-einzelhandel. 

Was macht Hanf so interessant für die Lebensmittelindustrie?
Hanf setzt neue Impulse für trend- und ernährungsbewusste Verbraucher. Als nachhaltiger Rohstoff bedient Hanf produktübergreifend eine Vielzahl von Verzehranlässen und besetzt somit eine neue Kategorie im LEH.

Welche Tipps geben Sie dem Handel für die Vermarktung von Cannabis-Produkten?
Bei Cannabis-Produkten stellen sich sowohl Handel als auch Verbraucher oft die Frage nach der lebensmittelrechtlichen Verkehrsfähigkeit, die wir für unsere Hemptastic Hanfriegel eindeutig garantieren können. Mit den eingesetzten Hanfsamen tragen wir Sorge, dass wir berauschenden Geschmack ohne berauschende Wirkung in die Riegel bringen. Generell ist aber sicherlich noch viel Aufklärung notwendig, da längst nicht jedem bekannt ist, dass Nutzhanf ein unbedenkliches Lebensmittel ist und nicht mit der in Deutschland illegalen Cannabis-Substanz THC zu verwechseln ist.

 

Info

Hanf als Superfood
Hanf hat einiges zu bieten. Die Samen enthalten wertvolle Omega-Fettsäuren in einem besonders günstigen Verhältnis, sind reich an pflanzlichem Eiweiss und punkten mit zahlreichen Vitaminen und Mineralstoffen. Hanfprotein ist gut verwertbar und ein guter Ersatz für tierisches Eiweiss. Wichtig für Allergiker: Hanf ist gluten- und laktosefrei. Ein wahres Superfood.

Mehr zum Artikel

«Swiss Cannabis Gum» ist ein zuckerfreier Kaugummi. Jedes Dragee enthält fünf Milligramm CBD. Der Substanz werden zahlreiche positive Effekte zugesprochen.

Die Huberti-Marke Herr Edelmann baut mit der Sorte «Hanf-Basilikum» seine Pesto-Linie weiter aus. Basilikum, Hanföl und –samen geben dem Produkt einen frischen, nussigen Geschmack.

«Glüh Hanf» ist ein Fruchtglühwein mit Aronia und natürlichen Hanfextrakten.

Unter der Marke «Hemptastic» führt das Unternehmen drei Riegel mit einem Hanfanteil von mehr als 23 Prozent. In den Sorten «Cashew & Coconut»,

Die «Hanf-Zahnpasta» enthält einen Wirkkomplex aus Hanf, Kurkuma, Kokosöl, Xylitol, Hamamelis, Aloe vera und pflanzlichen Carnauba-Wachsperlen. Sie ist fluoridfrei, bio und vergan.