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Kulinarisch hat der Mittelmeerraum viel zu bieten. Mit gut ausgewählten Sortimenten aus Griechenland, Spanien und Italien kann der Handel das Umsatzpotenzial mediterraner Spezialitäten ausschöpfen.
Spezialitäten aus dem Mittelmeerraum haben ein Aroma, das nach Sonne und Urlaub schmeckt. Entsprechend steigt im Sommer die Nachfrage nach Produkten der Mittelmeerländer Italien, Spanien oder Griechenland. Das sollte der Handel bei seiner Sortimentszusammenstellung für sich nutzen. So wird beispielsweise griechischer Feta in der Sommerzeit besonders stark nachgefragt – bevorzugt für die Zubereitung leichter Sommersalate, weiss Tryfon Kolitsopoulos, Vorsitzender der Kommission für Lebensmittelhandel der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung (DHW).
Der besondere Geschmack griechischer Spezialitäten ist eng verbunden mit ihrem Herkunftsort und ihrer traditionellen Herstellungsweise, so der Experte, weshalb Verbraucher besonders nach einer kulinarischen Urlaubserfahrung authentische Produkte in den Regalen zu Hause suchen. Insgesamt steigen die Umsätze griechischer Waren auf dem deutschen Markt seit Jahren, verstärkt werden sie auch als Eigenmarken für den deutschen LEH produziert.
Siegel als Qualitätszeichen
Für Handel und Käufer ist die Frage, ob es sich dabei um authentische, originale Spezialitäten handelt, gleichermassen relevant. Hier verweist Kolitsopoulos zur Orientierung auf das EU-Siegel «g.g.A.» (geschützte geographische Angabe) sowie auf das EU-Gütezeichen« g.U.» (geschützte Ursprungsbezeichnung). Das Gütezeichen «g.g.A. » soll eine Verbindung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel mit dem Herkunftsgebiet dokumentieren, wobei nur eine der Produktionsstufen – also Erzeugung, Verarbeitung oder Herstellung – im Herkunftsgebiet durchlaufen worden sein muss. Das EU-Gütezeichen «g.U. » garantiert hingegen, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Herstellung eines Erzeugnisses in einem bestimmten geografischen Gebiet nach einem anerkannten und festgelegten Verfahren erfolgt ist. Sämtliche Produktionsschritte müssen also in dem betreffenden Gebiet stattfinden. Die Produkte weisen somit Merkmale auf, die ausschliesslich mit dem Gebiet und den Fähigkeiten der Erzeuger in der Herstellungsregion zusammenhängen. Gerade bei den Exportschlagern Feta-Käse, Oliven der Sorten Kalamata und Chalkidiki sowie bei Olivenöl sollte auf diese beiden Gütezeichen geachtet werden.
Dass die EU-Siegel beim Verbraucher zunehmend als Qualitätssiegel wahrgenommen werden, beobachtet auch Matilde Madrid, Leiterin der Wirtschafts- und Handelsabteilung im Spanischen Generalkonsulat. Hinzu kommen weitere Landesinitiativen, die für Klarheit sorgen, wie etwa das «Consorcio del Jamón Serrano», das mit einem eigenen Gütesiegel die spanische Herkunft des Serrano-Schinkens hervorhebt. Luftgetrocknete Schinken wie der Serrano, der besonders zur Spargelzeit und zu Weihnachten gesteigerte Nachfrage erfährt, gehören in Deutschland zu den umsatzstärksten Erzeugnissen Spaniens (87 Mio. Euro, 2017)
Sortimentskompetenz zeigt sich mit der Auswahl von Spezialitäten, die spontan mit Spanien in Verbindung gebracht werden wie etwa Schinken, Olivenöl oder der Knoblauchzubereitung Aioli, so Madrid. Gleichzeitig sollte die Vielseitigkeit einzelner Segmente hervorgehoben werden, etwa bei Käse – hier reicht das Sortiment vom milden Ziegenkäse «Majorero» der kanarischen Inseln bis hin zum kräftigen Blauschimmelkäse «Cabrales» aus Asturien.
Und schliesslich könne der Händler am Point of Sale punkten, der sich mit weiteren Produktbereichen auseinandersetzt, die in Spanien sehr beliebt sind und beim Verbraucher Urlaubserinnerungen wieder aufleben lassen. Dazu gehört Reis, der in Spanien in langer Tradition angebaut und heute mit drei Ursprungsbezeichnungen geschützt wird. Protagonist für seine Verwendung ist das Reisgericht «Paella», typisch für die Region Valencia, das in vielen Varianten mit Gemüse oder Meeresfrüchten serviert wird. Für Krustentiere und Fisch meldet das Spanische Generalkonsulat in Deutschland 2017 ein Absatzplus von 18,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr; für Fischkonserven sogar ein Plus von 63,5 Prozent. Dank der über zwei Millionen Hektar grossen Öko-Anbaufläche und damit die grösste Europas profitieren auch spanische Bio-Produkte zunehmend von der wachsenden Nachfrage biologischer Erzeugnisse in Deutschland, heisst es aus dem Generalkonsulat.
Bei der Sortimentsauswahl mediterraner Spezialitäten aktuellen Konsumtrends wie Bio oder Convenience zu folgen, rät auch die Deutsch-Italienische Handelskammer Mailand (AHK). Für Deutschland zählt Italien zu den wichtigsten Handelspartnern und hält laut der Italienischen Agentur für Aussenhandel ICE in verschiedenen Kategorien Platz eins der Importe – dazu gehört Obst wie Tafeltrauben, Äpfel und Birnen; einen hohen Anteil des deutschen Gesamtimportes erzielten 2018 die Kategorien Olivenöl (58,7%), Nudeln (54,9%) und Tomatenzubereitungen (66%) aus Italien. Bei der Vermarktung der Spezialitätenvielfalt, auch von Wurst und Schinken, Käse oder Balsamico, sei es wünschenswert nicht auf «italienisch anmutende Phantasienamen» zu setzen, sondern Verbraucher mit der Originalität und der tatsächlichen Produktherkunft zu überzeugen, erklärt ICE. Denn vor allem mit der Regionalität italienischer Erzeugnisse, die vor Ort auf eine bestimmte Weise produziert werden, kann der Handel zusätzliche Kaufanreize bieten.